
3 Tage mit dem Jeep durch die Salar de Uyuni
Tag 1
Morgens ab 7:30 Uhr soll man mit seinem Gepäck und dem 5-Liter-Kanister Wasser abfahrbereit für die Salar de Uyuni vor der Tür des Hostels stehen. Habe ich auch gemacht und kurz darauf standen noch zwei junge Deutsche, Silja und Max, vor der Tür, die das gleiche gebucht haben. Beide haben ihre Jobs gekündigt und reisen jetzt erstmal durch die Welt, finde ich ziemlich mutig. Unterwegs habe ich viele junge Leute so zwischen 20 und 35 getroffen, die genau das machen. Manche haben sogar alles verkauft, was sie haben und ihre Wohnung gekündigt. Da bin ich mit meinem Sabbatjahr doch wirklich gut dran.
Über die Grenze nach Bolivien
Eine Stunde später sammelte uns und noch neun weitere dann ein kleiner Bus ein. Zunächst muss man zur Ausreisestelle aus Chile in San Pedro. Schlange stehen, Stempel abholen, die letzten Pesos verbraten und die anderen kennen lernen. Später werden wir an der bolivianischen Grenze auf zwei Jeeps verteilt.
Dann fährt man eine knappe Stunde viel bergauf bis zur Grenzstelle nach Bolivien, wo wir uns erstmal in zwei Gruppen aufteilten. Schließlich waren es noch ein junger Deutscher, Matthias, und zwei Spanierinnen aus Barcelona, Yolanda und Ainhoa, Mutter und Tochter, die unsere kleine Gruppe bildeten.
Frühstück an der Grenze
Da die Schlange an der Grenzstation elend lang war, gab es erstmal Frühstück. Die Tour ist super gut organisiert. Die Guides bauen einen kleinen Tisch auf, darauf das „Buffet“ mit Brot, Kuchen, heißem Wasser für – igitt – Nestle Pulverkaffee (doppelt schlimm – Nestle gehört hier fast der ganze Markt), Cocatee, Marmelade, Käse, Wurst.
An der Grenze kommen die Jeeps aus der anderen Richtung an, genauso wie alle, die aus San Pedro losfahren. Es ist ein Riesenbetrieb. Der ersten Touristin wurde schon beim Schlange stehen schlecht – irgendwas um 4000 m Höhe eben.
Wir waren schließlich mit eine der letzten Gruppen, die losfuhren.
Lagunen
Unser erstes Ziel war die Laguna Blanca. Sie ist salzig und mit einem Mineral, welches, hab ich wieder vergessen. Dort gab es schon die ersten Flamingos und andere Vögel, ganz im Gegensatz zur nächsten Lagune, der Laguna Verde. Deren Wasser ist arsenhaltig, was die Vögel auch nicht lustig finden. Aber die Farbe ist wirklich unglaublich – tieftürkisgrün.
Wüste und Wasser
Von dort geht es weiter bis zum Desierto de Dali. Eine lang gestreckte Düne mit einigen Felsformationen soll Dali zu einigen seiner Bilder inspiriert haben. Ich fand sie eher unspektakulär, mehr so ein Fotostopp.
Weiter zu den Aguas Termales, ein Planschbecken mit einer Wassertemperatur von 38 Grad. Hier kann man eine Badepause machen. Ist nicht so mein Ding, eine große Badewanne für so viele, deshalb machte ich lieber ein paar Fotos der dazugehörigen Lagune.
Geysire auf 4.800 m Höhe
Schließlich erreichten wir den höchsten Punkt der Tour mit 4.800 m bei den Geysiren. Vorher schon wurden wir mit Cocablättern versorgt. Ich war ziemlich neugierig, wie sie schmecken und ob es wirklich gegen die Höhenkrankheit hilft. Sie schmecken nicht besonders, ein bisschen bitter. Man schiebt sich die Blätter in die Backentasche, wo sie so lange bleiben, wie man es mag.
Jedenfalls haben wir die Höhe alle gut vertragen, nur etwas Kopfschmerzen, die eigentlich beim weiter in tiefere Gegenden fahren wieder aufhören sollen, was sie aber nicht taten.
Die Geysire haben dazu noch die Eigenheit, gruselig nach Schwefel zu stinken, jedoch ist die Farbenpracht sehr schön und es sieht aus wie in einer Hexenküche. Auf 4.800 m ist es auch bei strahlender Sonne sehr kalt und von den vielen Stopps und den Schönheiten der Natur waren bereits alle etwas müde.
Erste Nacht im Refugio
Als nächstes fuhren wir zu dem Refugio in der Wüste, in dem wir auch schlafen würden. Aber erstmal gab es ein leckeres spätes Mittagessen und danach wurden wir schonmal auf die Zimmer verteilt. Ich war mit einer jungen Chilenin allein im Vierbettzimmer – Luxus.
Nach einer kurzen Ruhepause stiegen fast alle wieder in den Jeep und wir fuhren zur nicht weit entfernten Laguna Colorada, einem echten Lagunenhighlight. Das Wasser ist teilweise rot wie Blut und lockt Hunderte von Flamingos an, die sich von dem Plankton ernähren, das die Farbe ausmacht. Der Himmel war zeitweise etwas bedeckt, aber ich glaube, man kann die Farbe auf den Fotos trotzdem gut erkennen. Und es gab Lamas – jede Menge Lamas 🙂
Wenn die Sonne verschwindet, wird es schnell sehr kalt und dazu pfiff noch ein heftiger Wind, aber der kleine Spaziergang hat nach dem vielen Fahren richtig gut getan.
Danach zurück ins Refugio, das übrigens über fließend kalt Wasser aus wenigen Hähnen verfügt. Jedoch die Betten sind gut und wer keinen Schlafsack mit hatte, konnte einen leihen. Ich habe viele böse Dinge über das kleine Refugio im Netz vorher gelesen, finde, dass das alles Blödsinn ist, denn man weiß vorher, worauf man sich da einlässt und die Leute waren alle sehr freundlich. Wer nicht mal einen Tag ohne warme Dusche kann, sollte so eine Tour eben nicht machen.
Nach dem Abendessen dauerte es nicht mehr lange, bis alle ins Bett fielen, es gab eh nur für ein paar Stunden Strom.
Die Nacht war leider sehr unruhig, eine andere Gruppe vor meiner Tür hatte sich mit Whiskey und Rotwein abgeschossen und machte einen Riesenlärm. Dann wurde der kleinen Chilenin schlecht und sie lief alle Stunde zur Toilette, um sich zu übergeben. Aber dank Okoubaka (mein Kügelchenvorrat) ging es ihr morgens schon wieder etwas besser.
TAG 2: Mehr Lagunen und eine Prä-Inka-Stätte
Am nächsten Morgen nach dem Frühstück ging es dann weiter auf einer abends abgestimmten alternativen Route, die mehr Abwechslung bietet als nur noch mehr Lagunen auf der herkömmlichen. Der erste Stopp war dann aber doch eine Lagune, die kaum noch Wasser hat, in der Bauxit ???? oder was mit B abgebaut wird.
Meine Kopfschmerzen vom Vortag kamen schnell wieder, denn jetzt saß ich auch noch hinten im Jeep (klein genug eben) und die Wege ließen das Auto ganz schön hüpfen, nichts für Leute mit Bandscheibenschäden.
Als nächstes besichtigten wir eine Prä-Inka-Stätte, die sich innerhalb roter Felsformationen befand. Am Eingang und Ausgang sehen die Felsen aus wie Gesichter, das waren die Wächter.
Manche kleine Häuser sind erhalten und es war interessant, etwas über die Lebensweise der Menschen damals zu erfahren. Die kleinen Häuser dienten zum Ausruhen und man rutschte durch ein Fenster hinein. Es gab auch eine Art Pranger und wer sich nicht an die Regeln hielt, musste „ausziehen“, also außerhalb der Gemeinschaft ein Häuschen bauen.
Mittlerweile waren wir nur noch auf einer Höhe von ca. 3.800 m, also alles ganz entspannt und sehr sehr warm.
Italia Perdida
ist ein kleiner Felsencanyon, der seinen Namen daher hat, dass hier ein Italiener verloren ging, von dem man nie wieder eine Spur fand.
An einigen der folgenden Lagunen fuhren wir nur vorbei, an einer hielten wir für ein Mittagessen, dass die Guides aus den Vorräten im Jeep zauberten. Den folgenden Spaziergang zur Lagune habe ich bestreikt, ich war fix und alle und musste mal ne Stunde zusammengerollt auf den Sitzen im Jeep schlafen.
Grand Canyon der Salar de Uyuni
Die Stunde ging viel zu schnell vorbei und als nächstes fuhren wir über Holperstrecken zum Mirador Anaconda, wo man von einer Felsnase aus in eine tiefe Schlucht schauen kann. Da hat bei mir die Höhenpanik dann doch nochmal so richtig zugeschlagen und ich bin einfach umgedreht und habe mir die Sache aus der Ferne angesehen. Rinaldo, unser Guide, wollte mir zwar helfen, die schmalste Stelle zu überwinden, aber hin ist einfach und zurück kann ich dann keinen Fuß mehr vor den anderen setzen. So schön kann keine Schlucht sein, dass ich das unbedingt haben muss.
Der Tag war sehr lang mit vielen Stopps und noch mehr Auto fahren, wir kamen noch durch San Augustin, dahinter verlaufen die alten Eisenbahnschienen und ich fand das Verkehrsschild sehr lustig, dass die Autofahrer mitten in der Einsamkeit darauf aufmerksam macht, dass sie vor dem Übergang stoppen müssen (pare entspricht unserem Stoppschild).
2. Übernachtung im Salzhotel
Am Abend landeten wir in unserer zweiten Unterkunft, einem Salzhotel. Wände, Boden, Betten, Tische, Stühle – alles aus Salz. Duschen gibt es in knapper Zahl, aber warm. Wir organisierten, wer zuerst durfte und in welcher Reihenfolge, da vermutlich ja noch mehr Gruppen ankommen würden und wir dann fertig sein wollten. Die Zimmer waren gut und warm, das Essen lecker und diesmal bekamen wir sogar Rotwein dazu.
Für den Morgen gab es alternative Vorschläge – Sonnenaufgang in der Wüste ja oder nein? ‚Ja‘ setzte sich durch, obwohl das hieß, dass wir um 3:30 Uhr morgens aufstehen mussten. Punkt vier war Abfahrt, eineinhalb Stunden Fahrt durch die Salar de Uyuni, dann auf eine Felsinsel klettern und um sieben den Sonnenaufgang erwarten. Super. Um acht oder so waren alle im Bett und ich bin sofort eingeschlafen, so dass am Ende das frühe Aufstehen gar nicht so schwierig war.
TAG 3: Die Salar de Uyuni – meterdickes Salz
Vale la pena, wie der Spanier sagt, die Mühe wert. Wir waren ganz pünktlich um vier Uhr morgens gestartet (Mägen leer 😐) und dann aber doch nicht vor dem Frühstück geklettert. Stattdessen haben wir unten im Salz geduldig auf die Sonne gewartet. Es war mäßig kalt, mit Daunenjacke kein Problem. Und danach gab es dann auch Frühstück bei der Insel Inkahuasi, einem Felsen, der aus der Salar de Uyuni ragt. Die Insel ist mit Kakteen übersät, die teilweise blühen. Klettern durften wir dann doch noch.
Alle Jeeps halten hier und danach verteilen sie sich wieder in der Salar de Uyuni.
Danach ist Spaßfotos machen angesagt, denn die Salzkruste ergibt lustige Effekte, wie man auf den Fotos sehen kann 😉
Am Ende der Salar de Uyuni steht das älteste Salzhotel, das heute ein Museum ist, direkt neben dem Denkmal für die Ralley Dakar Bolivia.
Ein Stück weiter gibt es ein Dorf mit einer Hauptstraße, vielen Straßenständen und grenzwertig sauberen Restaurants. In einem davon haben wir gegessen und einige haben auch hübsche Sachen an den Ständen gefunden.
Der alte Eisenbahnfriedhof von Uyuni
Eigentlich hatten wir jetzt genug gesehen, aber der alte Eisenbahnfriedhof fehlte noch. Dazu fuhren wir durch den Ort Uyuni durch und das war schon ein Kulturschock. Auf den Straßen direkt außerhalb des Zentrums liegen auf jeder Kreuzung Müllberge wegen eines Streiks.
Es gibt viele angefangene Häuser, die erst weiter gebaut werden, wenn mal wieder Geld da ist. Das gesamte Bild ist völlig anders als in Argentinien, von Chile hab ich zu wenig gesehen. Die Armut ist mit Händen greifbar.
So, zum Abschluss noch ein paar alte Loks von Anfang des letzten Jahrhunderts und eine völlig erschlagene Berichterstatterin, die nur noch ins Hotel wollte. (Dort endlich angekommen, verhakten sich meine Schnürsenkel und zur Begrüßung klatschte ich samt meinem Rucksack, der mich freundlich begrub, im Innenhof lang hin. Der Chef des Hauses war völlig erschrocken und hat dann erstmal meinen Rucksack nach oben getragen, damit kein weiteres Unheil passiert. Und hab ich schon gesagt, dass am nächsten Tag wegen einer Blockade der Straßen kein Bus fuhr? Habe dann nur geduscht, gegessen und den Nachtbus nach Sucre genommen…)
FAZIT
Trotz der Anstrengungen war es eine unglaubliche Tour durch die Salar de Uyuni und ich bin froh, dass ich es gemacht habe. Es wird noch lange dauern, bis ich alle Bilder in mir verarbeitet habe und ich bin super mit WorldWhiteTravel zufrieden, die alles perfekt organisiert haben. Außerdem war unser Guide Rinaldo überhaupt der beste. Die Guides haben richtig Stress, jede Menge fahren, alles aufbauen, sich um die Jeeps kümmern, um die Touristen auch und was nicht alles. Und es hat mit den anderen fünf richtig viel Spaß gemacht, wir waren ein gutes Team.