Am schwarzen Gletscher – Ventisquero negro

Am schwarzen Gletscher – Ventisquero negro

Der schwarze Gletscher – Ventisquero Negro

Für den letzten Tag in Bariloche hatte ich eine Ganztagstour gebucht, zum Ventisquero Negro, dem schwarzen Gletscher am Cerro Tronador (3.554 m). Der heißt so, weil ständig irgendwelches Eis des Gletschers abbricht und dann ein ziemliches Donnern zu hören ist.

Die Tour habe ich extra mit einem nur spanisch sprechenden Führer gebucht und im Minibus waren dann auch nur spanisch sprechende Menschen. Als er mich am Hotel einsammelte, hat er sich richtig erschrocken als ich sagte, wo ich herkomme. Dann hat er den anderen erklärt, dass er schön deutlich sprechen müsse, wegen der chica alemana. Das war super, denn ich habe tatsächlich fast alle Erklärungen unterwegs verstanden. Es war ziemlich interessant, denn er erzählte auch etwas zur Geschichte von Bariloche (jede Menge Deutsche hier früher, also vor allem Nazis). Da fühlte ich mich doch direkt wohl in meiner deutschen Haut. Aber die Argentinier haben damit wenig am Hut, die haben ihre eigenen politischen Probleme.

Wir sind auf der Ruta 40, auf der ich ja jetzt länger unterwegs sein werde. Zunächst führt der Weg aus Bariloche hinaus, das viel größer ist, als ich dachte. Der Vorort, durch den wir fuhren, ist durch Zuwanderung vom Land entstanden. Es ist ein armer Stadtteil, eigentlich sind es nur Hütten ohne Anschluss an die Kanalisation. Das wiederum ist für den See nicht wirklich gut, ein ökologisches Problem, wie Hugo (total argentinischer Name) erklärte.

Wilde Piste durch die Natur

Dann bogen wir von der Ruta 40 ab auf einen Schotterweg und fuhren etwa noch eine Stunde mit hier und da anhalten – Fotos – durch den Wald auf teilweise abenteuerlicher Piste. Da wo der Naturpark unter Naturparkverwaltung beginnt (eigentlich ist ja hier alles Naturpark) muss man nochmal Eintritt zahlen, es kommt jemand in den Bus und fragt, woher man kommt und danach richtet sich der Preis. Argentinier zahlen 90 Pesos, Alemanas 150, was die Chilenen und Kolumbianer gezahlt haben, weiß ich nicht. Ich war kurz versucht zu sagen, ich käme auch aus Buenos Aires, hab es aber wieder verworfen –  ist ja für den Park und außerdem wussten alle im Bus, dass das nicht stimmt 😉

alte Brücke

Spanisch lernen auf Tour

Es war höllisch anstrengend, die ganze Zeit den Erklärungen auf spanisch zu folgen. Und auch mit den anderen in der fremden Sprache zu plaudern, war eine Herausforderung. Aber sie waren alle sehr geduldig und jeder wollte wissen, woher ich in Deutschland komme und vor allem, ob und warum ich allein unterwegs bin. Hier reist man in Gruppen, allein reisende Frauen gibt es nicht.

Brücke mit Fluss

 

Tourbus

Schließlich kamen wir am Ventisquero Negro an, am Ende eines Tales und ich habe zum ersten Mal einen Condor gesehen. Zumindest hat Hugo das behauptet, denn aus der Entfernung sah es eben einfach aus wie ein großer Vogel. Ich weiß jetzt auch, dass Llao Llao ein parasitärer Pilz ist, der auf Bäumen wächst, sie aber nicht umbringt, wenn ich das richtig verstanden habe. Das Wort bedeutet so viel wie dulce dulce (süß) oder rico rico  (reich). Der Pilz wird von den Indigenen als Nahrung sehr geschätzt, taucht auf dem argentinischen Speiseplan aber nicht auf.

Ventisquero Negro 6

Der Ventisquero Negro ist von einer Schicht Staub und Erde bedeckt, denn er ist natürlich eigentlich blau wie alle Gletscher. Das kann man an der Abbruchkante, die in einem See endet, sehen. Der Tronadur ist ein Vulkan, aber seit vielen Jahren inaktiv. Der Gletscher zieht sich von der höchsten Spitze bis hinab zum See, der milchig grün schimmert. Und tatsächlich hat es am Berg einmal laut gedonnert, ist in der Stille ganz schön unheimlich, so als ob er eine eigene Persönlichkeit hätte, und zwar eine ziemlich schlecht gelaunte.

Patagonisch beeindruckend

Die Landschaft ist einfach grandios, eine weitere Pause haben wir auf der anderen Seite des Berges gemacht. Hier fallen die Berghänge wie abgesägt herab, gelegentlich lösen sich auch mal größere Brocken – und ich meine wirklich größere – die dann das Tal hinabsausen und alles mit sich reißen. Auf dem Weg konnten wir solche Schneisen der Verwüstung sehen, riesige Bäume werden einfach umgerissen, die Schotterpiste hin und wieder auch, und dann wird ein bisschen frei geräumt oder eine kleine Umleitung gebaut.

Am Abend war ich total müde, von den vielen Eindrücken, und vor allem von der Konzentration auf die Sprache. Geführte Touren sind sonst nicht so mein Ding, aber das hat sich echt gelohnt.

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