
Auf der Panamericana durch Kolumbiens Süden
Traumstraße Panamericana
Schon seit Lima befinde ich mich auf der Panamericana, hoch in den Norden Perus, quer durch Ecuador und jetzt im Süden Kolumbiens.
Auf dem Weg von Ipiales nach Pasto hatte ich Glück, es war ein großer Bus und ich hatte einen Fensterplatz auf der rechten Seite mit Blick in alle Abgründe.
Der Weg ist spektakulär, denn man fährt am Rande einer tiefen Schlucht und gelegentlich wurde mir schon ein wenig mulmig. Es wird viel ausgebessert auf der Straße und dann ist auch schon mal Stau. Der Blick in die Berge ist phantastisch, sie sind hoch und grün und oft wolkenverhangen.
Wegen der Aussicht nur tagsüber auf der Panamericana
Gelegentlich gibt es mal ein paar Häuser, am meisten aber Kurven und auch mal einen Tunnel. Der Reiseführer sagt, man solle hier am Tag reisen, weil die Straße gefährlich sei und wegen der Aussicht. Ich weiß nicht, wie das mit gefährlich gemeint ist, wahrscheinlich weniger wegen Überfällen und mehr wegen Unfällen.
Allerdings konnte man bis vor ein paar Jahren hier gar nicht so gut reisen, weil Guerilla und FARC in dieser Gegend sehr aktiv waren. Heute herrscht Frieden, gelegentlich stehen am Straßenrand martialisch aussehende Militärwagen und bewaffnete Soldaten. Insgesamt aber wirkt alles sehr ruhig und ich habe kein schlechtes Gefühl.
Pause in Pasto
In Pasto bleibe ich für eine Nacht im Koala Inn, ein sehr schönes Hostel in der Hauptstraße der Altstadt, die aber sehr modern und laut ist. Zum Rauchen muss ich vor die Tür auf die Straße, das macht wenig Spaß. In einem kleinen Café esse ich dafür das beste Sandwich seit langem, groß, heiß und vegetarisch, super lecker.
Abends treffen sich wie meistens viele Backpacker um einen Tisch und es gibt immer gute Tipps, was man sich anschauen oder meiden soll und viele viele Reisegeschichten.
Ein Highlight: Guter Kaffee
Am nächsten Morgen gehe ich in ein anderes kleines Café frühstücken, das von sich behauptet, den besten Kaffee in Pasto anzubieten. Es ist so schön, wieder richtigen Kaffee an jeder Ecke zu bekommen. Das Taxi zum Terminal teile ich mit einem Holländer, der mir noch eine Adresse in San Agustin für ein schönes Hostel gibt und dann geht es wieder ab in den Bus.
Naja, Bus! Ich habe einfach das nächste Ticket gekauft (30.000 COP – ca 10 Euro) für die nächsten sechs Stunden Fahrt. Abfahrt drei Minuten später. Prima! Aber dann ist es leider mehr ein Colectivo und ich sitze gemütlich zwischen einem Mann, der den Fensterplatz hat und einer älteren Frau. Beide bekreuzigen sich, bevor es losgeht. Da fühlt man sich doch direkt sicher!
Zwar kann ich vorne ein bisschen hinausschauen, aber so richtig Sightseeing ist es diesmal nicht. Das ist sehr schade, denn die Landschaft ist umwerfend. Wieder geht es am Abhang der Schlucht entlang, die Berge sind immer noch sehr hoch und es gibt unzählige Kurven, ständig bergauf und bergab. Gut, dass keinem schlecht wird.
Auto fahren in Südamerika
… ist ein Spaß für sich, denn Überholen geht immer. Es ist auch egal, ob der Fahrer was sehen kann oder nicht, und völlig egal, ob erlaubt oder nicht. Nach ungefähr vier Stunden (habe keine Uhr und das Handy eingepackt gelassen) halten wir an einer Raststätte und man kann zu Mittag essen. Das verkneife ich mir aber, denn der Fahrer hatte mir gesagt, es sei nur noch eine Stunde Fahrt bis Popayan. die meisten im Bus fahren bis Cali, noch drei Stunden mehr. Das war auch die einzige Pinkelpause unterwegs.
Neben dem Parkplatz auf der Raststätte gibt es eine kleine Voliere und einige unglückliche gefangene Papageien. In einem anderen Gehege einen Pfau und noch einen großen Vogel, keine Ahnung was. Überall wächst alles wie verrückt, es ist feuchtwarm und grün und bunt vor Blüten.
Leider kann ich nicht viele Fotos machen, es geht alles zu schnell und ich muss zur Seite hinaus über meinen Sitznachbarn hinweg fotografieren.
Ein TV in jedem Gefährt 🙁
Viel Kommunikation findet in solchen Bussen nicht statt. Alle kämpfen damit, auf ihren Sitzen nicht zu viel hin und her zu rutschen, wenn der Bus schnell in die Kurven fährt. Mein Nachbar hat Probleme mit seinen Knien, was auf so einer langen Fahrt ohne Möglichkeit, die Beine mal auszustrecken, sicher schmerzhaft ist. Es gibt sogar ein an der Decke angeschraubtes Fernsehen, was – Danke, Danke!!!! – nicht läuft, nur jede Menge Salsa und Kolumbien-Pop, manchmal mexikanisch angehaucht, viele Blechblasinstrumente, für mich sowas wie Nervengift.
Am Ende meiner Fahrt gibt es auf einmal ein krachendes Geräusch und der Fernseher hängt nur noch an zwei Schrauben in der Decke. Fahrer und zweiter Fahrer versuchen ihn dann komplett abzuziehen, aber es ist ein längeres Unterfangen, erstmal das Kabel zu kappen, das der eine am Ende einfach durchschneidet und dann den Flimmerkasten aus der Verankerung hebelt.
So heizen wir durch diese wunderschöne Gegend und ich würde am liebsten bei jeder dritten Kurve stehen bleiben und schauen.
3 Gedanken zu „Auf der Panamericana durch Kolumbiens Süden“
Hallo liebe Heide,
schöne Berichte. Muß auch mal wieder eine Rucksackreise unternehmen.
Ich freue mich für Dich, Mensch was Du alles sehen darfst. Hast Du Dir verdient!!!
Mach`s gut und bis bald.
Liebe Grüße aus Haan.
Oliver
Jaaaa. Und jetzt wird es gerade richtig richtig gut. Kolumbien ist der Wahnsinn, vor allem hier in den Bergen. Ich bin hin und weg. Vergiss Bolivien, fahr hierhin!!!
Na, dann weiter alles Gute. Diese Beschreibung hier erinnert mich an meine Busfahrten nach Kaschmir und Nepal vor 45 Jahren. Fühle mich schon beim Lesen deines Textes inzwischen zu alt für so was. Mir reichen inzwischen die 80 Minuten Bus über die Berge auf La Gomera.
Lieber Gruß, Ulli