
Cerro Amigo und Lago Puelo (El Bolsón)
Cerro Amigo
Der Cerro Amigo ist ein kleiner Aussichtshügel mit Blick auf das Tal, nur eine halbe Stunde von meiner Cabaña aus. Es gibt verschiedene Aussichtspunkte und ich hab sie alle abgelaufen. Obwohl Sonntag war, sind mir nur zwei Familien mit ihren Kindern begegnet, alles menschenleer, denn Frühling ist hier noch Nebensaison.
Lago Puelo – der vielleicht schönste von allen!
Der See liegt in einem kleinen Nationalpark nur 18 km von El Bolsón entfernt und der öffentliche Bus bringt einen hin. Hier gilt die Sube-Karte nicht mehr, bezahlt wird beim Busfahrer und entsprechend lange dauert es auch. Aber ich habe ja Urlaub.
Am Ende der 18 km setzt einen der Busfahrer schließlich an einem verlassenen Platz kurz vor dem Eingang des Parks ab. Er zeigt in die Richtung, in die ich gehen soll, mit den Worten, dass es etwa 8 Blocks weit sei. Hier ist die Maßeinheit der Block, was ca. 100 m entspricht. So ist auch die Aufteilung der Straßenblocks in Buenos Aires, ab alle 100 m bzw. ab jedem Block wird die nächste Hundert mit Hausnummern begonnen. Dadurch sind manche Straßen zig Kilometer lang. Einen neuen Namen bekommen sie erst dann, wenn ein neues Viertel anfängt.
Ich laufe also durch die Sonne Richtung Parkeingang, wo erstmal gezahlt wird, als Ausländerin 120 Pesos (ca. 7 Euro). Danach geht es dann geradeaus weiter bis zum See und dieser Anblick ist einfach überwältigend. Es gibt einen Minihafen mit ein paar Booten, die einen bis zur chilenischen Grenze bringen, darüber hinaus eine Parkaufsicht, ein baño und sonst nix. Stille und See und Berge. Nur ein paar vereinzelte Touristen waren unterwegs und auf dem Weg zu den verschiedenen Wanderwegen habe ich erstmal eine kleine Ewigkeit am Ufer gesessen und einfach nur geschaut. Es ist – menschenleer – ein magischer Ort.
Es gibt einen kleinen Pfad durch Bäume, die mit den Füßen im Wasser stehen; einen botanischen Garten; den Weg durch einen Wald mit Pitrantes (falls das Internet mal wieder läuft, schau ich den deutschen Namen nach – habe nachgeschaut, keine Ahnung, was die Erklärungen sollen – chilenische Pflanze? Von wegen!), riesige Baumgiganten jedenfalls und den Weg zum Mirador steil bergauf. Gegen Mittag spätestens kommt jetzt immer die Sonne heraus und bergauf wird es dann auch ziemlich warm.
Der Platz am Lago Puelo ist Ausflugsgebiet und es gibt daher verschiedene Picknickplätze mit kleinen Feuerstellen am Ufer. Auf meinem Rückweg waren bereits etliche Familien und Jugendliche angekommen, der Zauber der Stimmung vom Mittag war deshalb weg, aber wenn ich jetzt auf die Bilder schaue, ist er sofort wieder da.
Cabeza del Indio
Das ist der Ausflug, der keiner wurde, weil ich auf der Hälfte des Weges wieder umgekehrt bin. Bisher bin ich überall allein herumgelaufen, meine Papiere nehme ich nie mit, Kamera und Handy jedoch schon. Mir ist bisher nie jemand begegnet, der gefährlich war, meist junge Familien oder vereinzelte Touristen. Heute jedoch hält mich auf dem Weg eine junge Engländerin an, um mich vor zwei jungen Männern zu warnen, die mit einem Hammer bewaffnet ihr ihren Rucksack abgenommen haben. Der Rat ist ja, sein Zeug einfach abzugeben, dann passiert einem selbst nichts, aber es reicht auch so. Also bin ich umgekehrt und mit Lula aus Brighton und 3 Südafrikanerinnen, die nur kurz nach ihr kamen, den Weg in den Ort zurück. Es war sogar Polizei auf dem Weg unterwegs, da er in einem Gebiet liegt, das derzeit sehr unsicher ist.
Warum gerade hier? Laut Auskunft einer Einheimischen siedeln sich hier Menschen aus Buenos Aires an, denen die Regierung dieses Land einfach versprochen hat. Es gibt aber bereits einheimische Besitzer, die quasi einfach enteignet werden. Wie das gehen kann, ist mir ein Rätsel; die Antwort, die ich immer erhalte, ist, dass es ein politisches Problem sei. Hier ist alles politisch, irgendwie. Hinzu kommt die zunehmende Armut durch die bedrückende ökonomische Situation, also nimmt auch die Kriminalität wieder zu.
Zum Ausgleich für den entgangenen Ausflug sind wir dann schließlich Eis essen gegangen 🙂
Wenn die Konzentration schon schläft 🙂
Zum Post Probleme unterwegs könnte ich auch noch ein zwei Sachen dazuschreiben. Zum Beispiel, dass die ganze Organisation, so häufig an neue Orte kommen und sich neu orientieren müssen, auch schon mal die Konzentration schlafen schickt. In Bariloche bin ich zum Beispiel morgens in den Bus gestiegen, halte meine Karte an den Scanner und – nichts. Ich versuche es also anders herum – nichts. Erst als der Busfahrer und die Frau neben mir gleichzeitig auf mich einreden, fällt mir auf, dass ich gerade versuche, mit der Schlüsselkarte vom Hotel im Bus zu bezahlen…
Oder am Ende eines langen Ausflugs und abends noch durch die Stadt bemühe ich mich, in meinem mühsamen Spanisch was Nettes zu sagen. Dabei schaue ich meinen Gesprächspartner an, ob er verstanden hat und – peng – lande auf Knien und Händen und rutsche über den Bürgersteig, der den Namen wirklich nicht verdient. Denn Bürgersteige in diesem Teil der Welt leiden unter ziemlichen Verwerfungen. Sie sehen immer so aus, als gäbe es kleine Erdbeben speziell für Bürgersteige. Deshalb sollte man den Blick immer wenigstens mit einem Auge auf den Hindernisparcours richten, sonst bricht man sich den Hals, oder den dicken Zeh, wie es meiner Hotelwirtin am gleichen Tag in Bariloche passiert ist.
Zurück zu der Sache mit dem Ausrauben. Gibt mir schon zu denken, denn wenn ich in Zukunft alleine loslaufe, werde ich vorher in der Touri-Info nachfragen, ob es relativ sicher ist. Im Zweifel werde ich mich dann lieber einer Gruppe anschließen. Ich bin gerne allein unterwegs und genieße die Stille im Wald, aber ich werde halt ungern ausgeraubt. Schluchz, wie krieg ich das jetzt jemals wieder aus dem Kopf?