Copacabana am Titicacasee
Der Weg von La Paz nach Copacabana
… mit dem Bus führt zunächst wieder endlos den Berg hinauf, auf alternativen Strecken wegen des dauernden Staus und dann noch viel endloser durch El Alto Richtung Titicacasee. Am interessantesten ist die kurze Überfahrt über den See zur Halbinsel, auf der Copacabana liegt. Die Fahrgäste verlassen den Bus, zahlen an einem Stand 2 Bolivianos und besteigen ein kleines Motorboot zum Übersetzen, was etwa 15 Minuten dauert. Der Bus jedoch muss auf eine Art Floß und schaukelt etwas länger über das Wasser. Ich war sehr froh, dass wir nicht im Bus bleiben mussten.
Weihnachten in Bolivien
Da es Heiligabend war, saßen überall auf dem Weg Kinder am Straßenrand und schwenkten ihre Hüte, wenn ein Auto vorbeikam. Sie warten hier auf Geschenke. Bolivien ist ein armes Land und es gibt ein Programm, nachdem die Kinder durch Spenden und vom Staat Geschenke bekommen. Deshalb harren sie hier stundenlang und in der Sonne (oder im Müll am Straßenrand) aus, um ein Geschenk zu erhalten.
In Copacabana angekommen habe ich das erste Mal auf der Reise ein Hotel sofort nach Anschauen wieder verlassen (Hostal Sonia), weil alle Angaben auf Booking.com gelogen waren. Vielleicht haben sie ja inzwischen fertig renoviert, als ich ankam, war es jedenfalls eine Baustelle. Bin dann durch den Ort gelaufen (nicht weit genug) und habe ein billiges Hostel genommen, weil ich zu müde war, um weiter zu suchen. Dort hatte ich zwar ein Zimmer mit Bad für mich, das Bad bzw. die Toilette stank aber ganz gruselig bis ins Zimmer hinein, nachts bellten alle Hunde des Ortes vor dem Fenster und morgens habe ich gar nicht erst versucht, die siffige Dusche in Betrieb zu nehmen und habe direkt wieder ausgecheckt. Dann bin ich zum Hafen gegangen und habe mir zu Weihnachten ein ganz wunderschönes Hotelzimmer mit Blick auf den See und allem Luxus für 46 Dollar gegönnt.
Heiligabend habe ich in der Stinkebude verbracht, mit ein bisschen Rotwein und noch mehr Heimweh. Aber in die Stadt wollte ich alleine auch nicht laufen und das neue Hotel hat mich mit allem versöhnt.
Der lange Weg nach oben
Nachmittags bin ich auf den Calvarienberg gelaufen (oder gekrochen), die Hölle steil, aber die Aussicht von oben (150 Höhenmeter, aber eben auf 4.000 hoch) ist es wert. Erstaunlicherweise waren dort oben jede Menge Stände, an denen man die Wünsche fürs Leben im Kleinformat kaufen konnte, z.B. Autos, Häuser und auch Babys und noch vieles mehr. Diese Gegenstände sind für kleine Altäre, die auch am Gipfel aufgebaut werden, an denen Pachamama geopfert wird, damit die Wünsche in Erfüllung gehen.
Im Ort, vor der großen Kirche, stehen die Autos Schlange, geputzt und geschmückt, um vom Priester gesegnet zu werden, der mit dem Weihwasser einmal um das Fahrzeug geht.
Die Aussicht vom Calvarienberg ist schon phänomenal, die Höhe und der steile Weg verschlagen mir aber immer noch den Atem.
Die Isla del Sol habe ich nicht besucht. Ganz Bolivien war in Großfamilien an Weihnachten unterwegs und das war mir dann zu viel touristischer Trubel, auch weil man auf der Insel für jeden Schritt nochmal extra zahlen muss, zwar nur kleines Geld, aber es ist schon eine seltsame Abzocke.
Insgesamt kann man es in Copacabana gut ein oder zwei Tage aushalten. In den Sträßchen Richtung See ist immer was los, jede Menge Restaurants oder Cafés, mehr oder weniger liebevoll gestaltet sowie die obligatorischen Stände mit der bunten, immer gleichen Auswahl an Folklore. Die Souvenirabteilung in meinem Rucksack hat ziemlich zugenommen…