Cusco

Cusco

Cusco liegt ganz dicht an einem der Hauptziele meiner Reise – Machu Picchu. Traum seit meiner Jugend und Cusco kommt auch da schon ganz dicht heran. In den Außenbezirken ist es wie immer. Alles ist halb fertig, die Vororte alle auf irgendwas spezialisiert, ein besonderes Brot, Meerschweinchen oder irgendwas mit Schwein. Ist schon lustig, dass dann jeder Vorort nur genau diese Spezialität produziert.

Kathedralen und Kirchen wohin man schaut

Inka Steine Cusco 2Cusco ist nicht gerade klein und hat einen unglaublichen kolonialen Kern mit Inka-Fundamenten. Vor langer Zeit, im 12. Jahrhundert, wurde der Legende nach der erste Inka, Manco Capaq, vom Sonnengott Inti beauftragt, den Nabel der Welt (qosq’o) zu finden. Er fand ihn. (Geklaut bei Lonely Planet). Die Stadt wurde in Form eines Pumas angelegt, was ich heute nicht mehr erkennen kann. Die Spanier haben wie überall alles platt gemacht und ihre Kirchen auf die Inka-Paläste gebaut. Schade und dennoch schön, denn die Vielzahl der kolonialen Kirchen in Cusco ist beeindruckend. In der Kathedrale war ich heute für 25 Soles drin. Die Kathedrale ist eigentlich drei Kirchen nebeneinander, romanische Bögen mit Inka-angehauchten Säulen. Wie immer findet sich in diesen Kirchen viel viel viel Gold, den Inka abgenommen und, wenn nicht nach Spanien verschifft, z.B. in den Kirchen verbaut.

Kirche Cusco 2

Kathedrale Cusco

Kirche Cusco 1

In der Kathedrale herrscht wie immer Fotoverbot, dafür gibt es am Ausgang einen Merchandisingstand mit hässlichen Postkarten, also keine Bilder. Diese sakralen Bauten sind gigantisch und beeindruckend. Dazwischen findet sich immer wieder völliger Kitsch, Marienstatuen und ähnliches, die aussehen, als wären sie gerade Disneyland entlaufen. Aber die Architektur und auch manche der Gemälde hauen einen einfach um. Es gibt tatsächlich ein Bild des letzten Abendmahls mit einem fetten Meerschweinchen auf dem Tisch. Irgendwie genial.

Die Spanier haben damals auch schon was von Marketing verstanden, es gibt reichlich Sonnen und Elemente, die an Pachamama erinnern, um die indigene Bevölkerung für den neuen Glauben zu begeistern. Wenn das nicht funktionierte, ging ja meist Gewalt. Ich finde die Kombination aus tiefem Katholizismus, gepaart mit dem alten Götterglauben immer noch höchst faszinierend. Was nicht passt, wird einfach passend gemacht.

Indigene Wurzeln

Auffällig ist der Stolz aller derer, mit denen ich gesprochen habe, darauf, mindestens einen Teil der Familie auf Inka zurückzuführen. Für mein Gefühl gibt es ein ganz starkes indigenes Bewusstsein und manche Gesichter strahlen auch wirklich so den letzten der Kaziken aus. Viele schöne Menschen (subjektiv, weiß ich), in Cusco lang nicht so fett wie an vielen anderen Orten (ist bestimmt politisch nicht korrekt sowas zu schreiben).

Plaza Cusco RegenIch finde auch, dass Cusco großartig ist, mit seiner phantastischen Altstadt, in der so viele Inkamauern übrig sind, den schmalen Gassen, der großen Plaza de Armas, dem bunten Gewühl. Andererseits reicht es einfach nach ein paar Tagen, alle zwei Meter angesprochen und angeworben zu werden. „Amiga, Amiga, Massage etc“. Durch die Altstadt kann man kaum schlendern, alle preisen etwas an, Kunst und Kitsch, Schmuck, Tücher, Gelbes für Silvester und was nicht alles. Wer nichts zu verkaufen hat, trägt die bunte Tracht, stopft ein Baby-Alpaka mit Mütze ins Tuch vor dem Bauch und verkauft sich selbst als Foto.

Die Gassen sind voller guter und schlechter Souvenirshops, die Qualität ist vielleicht besser als in Bolivien, die Peruaner freundlicher, aber letztlich ist alles das Gleiche. Um die Plaza de Armas (Hauptplatz) gibt es Cafés, Restaurants, Arkaden, und vor allem Tourenanbieter – das ist das Tor zu Machu Picchu, wohin genau 2.500 Menschen pro Tag dürfen, damit es nicht ruiniert wird.

Mein Plan dahin muss neu gestrickt werden, da Kathrin von einer Magen-Darm-Krankheit ins Hospital verbannt wurde – so traurig. Für sie sowieso, für mich auch. Wir sind ein gutes Team, und jetzt muss ich allein neu organisieren und fühle mich sofort völlig vereinsamt 🙁

San Pedro Mercado – einer für alles

Torbogen CuscoZurück zu Cusco. Einer der Hauptmärkte, die immer stattfinden, heißt San Pedro und vor der eigentlichen riesigen Halle mit endlosen Ständen für alles gibt es zahlreiche Stände im Freien, die jetzt, kurz vor Silvester auch alles anbieten, was für den Übergang ins Neue Jahr wichtig ist. Am besten in Gelb, denn Gelb bedeutet Glück. Gelbe Girlanden, Hüte, Blumen!!!!, Unterwäsche etc.

Im Innern der Halle herrscht Gedränge um die Stände mit Kleidung, Essen und vielen Souvenirs. Es ist laut und ein bisschen stickig. Die Halle hat mehrere Ausgänge und man kann sich hier schön verlaufen 🙂

Plazoleta San Blas – hübscher Platz im Künstlerviertel

Unser kleines Hotel, Asiri Cascada del Inca, zum Rauchen muss ich zu Fuß in den siebten Stock auf die Dachterrasse – null Atem – liegt sehr weit oben am Berg in San Blas, dem Künstlerviertel. Auf der Plazoleta San Blas treffen sich alternative Künstler und flechten den Touris Perlen ins Haar oder ganze Rastalocken. Manchmal gibt es schöne Musik mit ausgefallenen Instrumenten und viele winzig kleine Restaurants mit Blick auf die unten liegende Stadt.

San Blas Cusco

Und jetzt kommt das „Aber“: Der Weg zum Hotel ist nicht nur die Hölle steil, sondern auch dunkel. So sitze ich jetzt im Hotel, trinke überteuerten Rotwein und traue mich nicht alleine ins Zentrum.

Gasse Cusco 1

Meine einzige miese Erfahrung – ausgerechnet in Cusco

Bei einem Weg durch eine kleine Gasse, in der überall alte Frauen mit ihren Angeboten an Tüchern und Schmuck sitzen, alles sehr malerisch, habe ich einmal nicht aufgepasst. Ein seltsamer Mensch, grau, die Haare, die Kleidung, alles grau-staubig, abgerissen und mit einer seltsamen starren Haltung, stand auf, als wir kamen und ging dann dicht an mir vorbei. Er hob die Faust und schlug mich Richtung Herz. Ich war so verblüfft, dass ich gar nicht reagieren konnte und war nur froh, dass er keinen spitzen Gegenstand oder so hatte, denn mir war ja nicht wirklich was passiert. Es tat eine Zeit lang weh und gut, aber der Schock war doch da. Die alten Weiblein schüttelten alle ihren Kopf und sagten mir tröstend „loco“ – ein Verrückter, als ich an ihnen vorbeikam. Na toll. Also, nichts wirklich passiert, aber so richtig gut fühle ich mich hier alleine nicht mehr.

Dennoch, Cusco ist der Wahnsinn als Stadt mit den unglaublichen Bauten und Gassen, dem Umland mit der Inka-Geschichte und den Ruinen, und, was mich besonders fasziniert, ist die Landschaft. Die Berge, grün, teilweise zackig, teilweise rund, die Abhänge und Schluchten und Täler, für mich magisch.

Sicher oder nicht?

Blöd finde ich, dass ich mich nicht mehr traue, alleine los zu laufen, ich fühle mich gefangen in einem System aus Misstrauen gegenüber der aus Armut geborenen Kriminalität, vor der überall gewarnt wird. Hin und her gerissen eben. Alleine werde ich dauernd blöd von der Seite angequatscht und halte dann mal eben schnell den Rucksack fest. Vielleicht ist das völlig übertrieben, aber ich weiß es eben nicht. Sprit fürs Auto kostet hier die Gallone (3,8 Liter) mehr als drei Euro, ich mag gar nicht mit irgend jemandem handeln, weil ich mich schon fast schäme, dass es mir so gut geht.

So, der Artikel ist viel zu lang geworden und dabei habe ich noch ein paar Tage Cusco und Umgebung vor mir. Ist eben der Nabel der (Inka)-Welt 😉

Nur noch schnell ein zweites Hostel, das auch sehr schön liegt und ist, in dem ich bei meinem zweiten Aufenthalt in Cusco war: Apu Huascaran Hostal

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