Hindernisse Teil 2: Krank werden zum Beispiel

Hindernisse Teil 2: Krank werden zum Beispiel

Wer glaubt, dass 5 Monate Backpacking einfach nur Erholung und Entspannung seien, ganz falsch! Die Organisation, die fast täglich anfällt, ist eher groß, denn die häufigen Ortswechsel sind mit der Suche nach dem passenden Transport und der passenden Unterkunft verbunden. Außerdem weiß man ja vorher nie, welche Hindernisse auf einen zukommen. Das Internet mit Booking.com und Hostelworld.de ist zwar eine unschlagbare Hilfe, aber ob das alles so schön ist wie angegeben, stellt man ja doch immer erst vor Ort fest.

Besonders schwierig ist die Sache mit der Gesundheit. Es folgt …

die traurige Geschichte von Silvester 2016 🙁

Kathrin und ich waren in Cusco viel unterwegs gewesen und Cusco ist nicht nur schön, sondern auch anstrengend. Besonders vor Silvester, da die Stadt vor Besuchern aus allen Nähten platzt und alle noch alles Mögliche für dieses Event besorgen wollen.

Schon ohne Feier ist es auf Dauer völlig nervig, spätestens alle zwei Meter angesprochen zu werden, ob man Schmuck, Bilder, Schals oder was auch immer kaufen möchte. Hinzu kommen die unzähligen Agenturen mit ihren Tourenanbietern und die Frauen, die für Massage werben. Und natürlich die Schuhputzer, Bettler, Lama tragende Frauen und Kinder ….

Daneben noch immer ein Auge auf das Hab und Gut haben, Auspuffgase zum Ersticken an manchen Ecken, Trillerpfeifen der Verkehrspolizei, Suche nach einem hübschen Lokal mit genießbarem Kaffee, glaubt es mir, das macht ganz schön müde.

Machu Picchu stellt von der Organisation besondere Herausforderungen, denn, wenn man kein Paket in der Gruppe kauft, sondern lieber allein laufen möchte, muss man halt auch allein organisieren. Leicht ermattet hatten wir einen Anbieter ausgewählt, der Bahntickets verkauft und uns entschieden, Machu Picchu Montaña zu erklimmen.

Viel warten!

Der nette Mann in der Agentur (Hinterhof oben) nahm unser Geld, sagte, er sei in fünf Minuten zurück und verschwand. Eine halbe Stunde später rief ihn dann eine Frau aus der Agentur an, um zu fragen, ob er bald wiederkäme, was er am anderen Ende bejahte. Er kam dann auch ziemlich bald, um mitzuteilen, dass die gewünschte Uhrzeit nicht mehr verfügbar sei, also nahmen wir eine andere. Kurz darauf war er wieder da und präsentierte uns stolz die Bahntickets.

Auf die Frage, wo die Tickets für den Eintritt Machu Picchu seien, schaute er uns nur groß an. Die ganze Fragerei, was wir genau da machen wollten, war völlig egal, denn er erklärte uns, wichtig seien die Bahntickets. Aha. Der Preis war also nur Bahn, etwa 124 Euro von Ollantaytambo bis Aguas Calientes und zurück. Gut, immerhin Bahntickets, die Eintrittskarten wollte er an einem anderen Tag besorgen.

Dann noch ein Gang zu einem Markt

mit unglaublichen Gerüchen und Gedrängel, essen, schlafen. Der nächste Tag ähnlich, viele Geschäfte mit vielen bunten Farben und viel „Amiga, Amiga“, damit wir was kaufen. Und die nächste Agentur für die Eintrittskarten. Nachdem wir das Geld bezahlt hatten, etwa 70 Euro, sagte der nächste nette Mann, wir sollten am nächsten Tag wiederkommen und die Tickets abholen. Na gut, wir hatten eine Quittung.

Am nächsten Tag wurden wir auf den Nachmittag vertröstet und am Nachmittag dann die traurige Nachricht, dass er keine bekommen könnte, weil das Office schon geschlossen war. Aha. Immerhin bekamen wir sofort das Geld zurück und man kann die Tickets auch in Aguas Calientes kaufen. Im Rückblick gute Fügung, dass das nicht geklappt hat. Es ist der 31. Dezember, am 2.1. wollen wir erst nach Ollantaytambo, dann am 3.1. mit dem Panoramazug Inca Rail nach Aguas Calientes und von dort am nächsten Morgen in aller Frühe mit dem Bus nach Machu Picchu. Soweit der Plan.

Noch schnell auf den vollen Markt, gelbe Girlanden und Partysonnenbrillen kaufen, lustige gelbe Bilder machen, was essen, ein Bier trinken, das schon nicht mehr geht und ins Hotel für den Abend ausruhen.

Wenn der Magen streikt

Kathrin stellt fest, dass es ihr nur noch schlecht geht und kommt aus dem Bett kaum noch hoch. Dann geht es ihr von Minute zu Minute schlechter und alles Ess- und Trinkbare der letzten Tage verlässt ihren Körper im Halbstundentakt. Für sie ist Silvester gelaufen und ich denke, oh jeh, Magen verdorben, was Falsches gegessen, obwohl wir zuletzt die gleichen Gerichte hatten.

Doch dann geht es ihr immer schlechter statt besser und alleine gehe ich sowieso nicht den endlosen Weg zur Plaza de Armas durch die Nacht. Nichts hilft, kein Okoubaka, kein Immodium, und schließlich geht ihr Kreislauf beinahe baden, hinzu kommen Magenkrämpfe. Das ist dann doch der Moment, wo es spätestens ratsam ist, einen Arzt zu rufen. Der kommt auch tatsächlich bald und nimmt sie gleich mit ins Krankenhaus.

Die Klinik für Ausländer in Cusco – super

Der Krankenwagen ist etwas rustikal ausgestattet, sie kommt auf eine Liege, ungesichert und ich setz mich mal daneben. Ab geht die Fahrt über Schlaglöcher, bergauf, bergab; wenn sie sich nicht selbst angeschnallt hätte, wäre sie von der Liege gepurzelt. Im Krankenhaus angekommen, kommt sie wegen Dehydrierung erstmal an den Tropf und bekommt auch ein Mittel gegen die nicht nachlassende Übelkeit. Mittlerweile ist es kurz vor Mitternacht und als alles soweit fertig ist und ich auch nichts mehr Schlaues tun kann, lasse ich mir ein Taxi rufen und möchte doch lieber im Hotel schlafen.

Es dauert natürlich lange, bis eins kommt und ich schaue mir die Menschen auf der Straße an, die ebenfalls vor Mitternacht auf dem Weg nach Hause sind, betrunken und sich übergebend. Silvester war sowieso noch nie so richtig mein Ding, aber dass Kathrin jetzt so krank ist, um es kurz zu machen: Salmonellen, Parasiten und auch noch eine Gastritis, das ist dann doch wirklich Sch…

Erst heißt es, sie kommt am nächsten Tag wieder raus und nun ist sie immer noch drin, 4 Tage später. Mal ganz abgesehen davon, dass das für sie so ziemlich der Supergau ist, muss jetzt auch der Plan geändert werden.

Tickets tauschen

Da wir beide Flugtickets für den 7.1. haben, fahre ich nun allein nach Machu Picchu und ziehe am 2.1. morgens los, um die Bahntickets zu tauschen bzw. zurückzugeben. Bei Inca Rail schickt man mich in die Agentur, wo wir die Tickets gekauft haben, aber die kann ich nicht mehr finden. Eineinhalb Stunden laufe ich die Straße rauf und runter, in alle Nebengassen, nichts. Die Agentur ist desaparecido – weg.

Also laufe ich völlig entnervt wieder zu Inca Rail, die dann anhand des Namens auf der Quittung herausfinden, wo die Agentur ist. Super Service, sie rufen Kevin, der uns die Karten verkauft hat, auch gleich an, der dann sagt, er sei in 15 Minuten bei der Agentur. Die ist nämlich geschlossen, keine Werbung draußen, nichts, nur ein Metalltor mit vielen Schlössern und deshalb habe ich sie auch nicht gefunden, als ich zum siebten Mal dran vorbeigelaufen bin.

Kreativität gefragt

Also treffe ich Kevin dort und wir gehen wieder zu Inca Rail, wo sie mein Ticket umtauschen, aber für Kathrins wollen sie ein ärztliches Attest innerhalb der nächsten 20 Minuten. Haha. Hatte ich im Krankenhaus schon mehrfach versucht. Ins Wifi kommen (grimmiger Angestellter tippt grimmig den Schlüssel ein), Kathrin anrufen, die Emailadresse von Kevin schicken … alles umsonst, die Zeit reicht nicht. Hätte eh nichts gebracht, wie Kevin dann sagt, da er einen Stempel draufsetzen muss, an den er, weil geschlossen, nicht drankommt. Aber er meinte, er könnte ja noch schnell einen nachmachen lassen. Wir geben auf und ich hoffe, Kathrins Versicherung regelt den Fall.

Weiter zur Ticketstelle für Machu Picchu, denn das brauche ich ja auch noch. Am Morgen war da die Straße hoch eine Riesenschlange, dann gab es einen heftigen Gewitterschauer und ich habe Glück, alle weg und brauche nur kurz warten. Alles easy.

Dann alle Unterkünfte stornieren und für mich allein neu organisieren. Mittlerweile hatte ich reichlich Kopfschmerzen und der Transport nach Ollantaytambo fehlte auch noch. Da ich unseren guten Francisco nicht finden konnte, der eine völlig unleserliche Telefonnummer aufgeschrieben hatte, habe ich mir die Luxusversion mit dem Taxi und Anhalten an Sehenswürdigkeiten gegönnt.

… und was draus geworden ist

Jetzt bin ich in Ollantaytambo und mit vielen Tabletten sind die Kopfschmerzen, die leider schon mal Tage dauern können im Griff. Der Ort ist einfach genial, alles Inka und ich liebe diese schroffen grünen Berge mit und ohne Wolken. Aber gerade habe ich von Kathrin gehört, dass es ihr wieder schlechter geht. Das Krankenhaus in Cusco ist eigentlich super, freundliches Personal, alles ganz fein, wie die Südtirolerin sagt, eine Klinik für Ausländer, ein Glücksfall. Dennoch geht es ihr schlecht und das trübt die Freude hier doch gewaltig. Gestern Abend war sie viel besser dran, hoffe, es ist bald alles wieder gut. Sie ist sehr tapfer und lässt sich nicht unterkriegen, am 6.1. sehen wir uns wieder.

Letzter Tipp:

Wer es ohne Gruppe organisieren möchte, sollte immer direkt zu Inca oder Peru Rail gehen und überhaupt, soweit möglich, alle Tickets ohne Agentur besorgen, denn dann ist alles viel einfacher. Inca und Peru Rail haben beide große Büros an der Plaza de Armas und die Karten für Machu Picchu gibt es zwei Straßen weiter, Adresse muss ich wieder raussuchen.

PS: Kathrin ist im Krankenhaus in Cusco wirklich gut versorgt worden und konnte schließlich zurück ins Hotel – weiter ausruhen. Am 7.1. sind wir zusammen zum Flughafen gefahren, sie flog in Richtung Quito und dann auf die Galapagos und ich in Richtung Lima.

 

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