
Hotel oder Hostel? Allein oder nicht allein?
Hotel oder Hostel?
Bei der Frage, ob Hotel oder Hostel geht es zwar in erster Linie ums Geld, aber eben auch nicht nur. Es gibt auch billige Hotels und wenn man die Nase voll von Mehrbettzimmern mit Gemeinschaftsbädern hat, kann man sicher auch mal ein preiswertes Hotel dazwischenschieben. Nur ich und mein Bad nur für mich 🙂
Generell sind billige Hotels aber eben nicht der Hit. Manchmal sind Hostels gepflegter und sauberer, die Räume heller, es gibt eine Küche und Gemeinschaftsräume. Außerdem hat man meistens sogar einen Garten, manchmal sogar eine Dachterrasse und auf die Hängematten warte ich noch. Eine Ecke zum Waschen und vor allem Gesellschaft gehören auch dazu.
Gutes oder schlechtes Hostel – auch eine Frage des Glücks
Das ist heute in meinem Hostel ganz anders, denn ich bin tatsächlich ganz allein. Es liegt am Ende des Ortes, die Straße ist nicht mehr geteert und die Beleuchtung eher schwach. Daher bleibe ich, wo ich bin und schreibe. Die Mama des Hauses hat auch schon das riesige Gitter, das als Eingangstür dient, abgeschlossen, dabei wird es draußen gerade angenehm kühler, seufz! Mittlerweile bin ich bei nachts angeblich um die 20 Grad angekommen, aber gefühlt ist es deutlich mehr.
Also sitze ich jetzt hier mit den vielen Tieren, die über den Boden krabbeln (ich hoffe, sie bleiben da) in so einer Art Flur. Es ist nach außen alles offen, neben mir brummt der Kühlschrank. Hier ist es weit verbreitet, das zum Bett ein Frühstück angeboten wird, meist, wenn es keine Gemeinschaftsküche gibt. So kostet jetzt die Übernachtung immer noch stolze etwa 18 Euro, aber mit Frühstück immerhin. Ist ja auch Iguazu, Weltkulturerbe mal wieder.
Im Ort habe ich einige viel hübschere Hostels gesehen, aber bin zu faul, meinen ganzen Kram weiter zu schleppen. Irgendwann lerne ich das nochmal, das richtige von vornherein auszuwählen. Meins liegt (angeblich) direkt am Fluss, aber der ist hier gerade unzugänglich. In Zukunft buche ich nur noch im Zentrum, da kann man wenigstens abends raus. Aber nur mit Garten, denn je heißer es wird, umso weniger lustig ist es drinnen.
Das richtige Hostel finden
Hostels findet man bei Hostelworld oder auch auf Booking.com, oder mutig, ankommen, rumlaufen, suchen. Mit dem ganzen Gepäck kein Spaß, kann ja nicht den ganzen Ort ablaufen, so viel ist mir das dann auch nicht wert. Ich will in erster Linie irgendwo schlafen, am Tag bin ich sowieso unterwegs, zumindest hier.
Bei der Auswahl kann man sich die allesamt geschönten Fotos im Netz anschauen. Hier wird gezeigt, welche Sachen angeboten werden (jedes Mehrbettzimmer ein Bad, Garten, Wifi, Küche, wichtig: Locker), ist ein bisschen wie Pilgern. Mein schönstes Hostel bisher? Keins. Trotzdem ziehe ich sie den Hotels generell vor, es ist eben netter, mit mehreren zusammen zu hocken und auch mal kochen zu können oder zu frühstücken, wann und was man mag.
Hinzu kommt, dass die Mehrzahl der Hostelgäste so zwischen 18 und Ende 20 ist, habe aber auch schon einige allein reisende Frauen so etwa in meinem Alter getroffen. Zunächst beäugen einen die jungen Küken etwas skeptisch, das gibt sich meist relativ schnell und es gibt eine Menge interessanter Gespräche (in allen Sprachen 😃).
Allein oder nicht?
Hängt wohl mehr oder weniger von einem selbst ab. Als ich zwischendurch sehr schlecht drauf war, war ich allein oder habe das Schlechtdraufsein in Gesprächen wenigstens zeitweise vergessen. Grundsätzlich ist meine Erfahrung, dass man überall gerade im Hostel interessante Menschen kennen lernt (wenn welche da sind!). Man kann gute Gespräche führen, über das Leben, die Politik und auch ganz viel ganz persönlich. Das ist es ja gerade, was Reisen interessant macht.
Im Hotel gibt es meist Paare, auch mal ganz nett, oder Gruppen. Die sind dann miteinander beschäftigt und hier kann von Haus aus sowieso keiner verstehen, wie man alleine reisen kann, ist hier nicht üblich.
Ich habe auch kein Problem damit, mich in ein Café zu setzen oder allein essen zu gehen, bin schließlich ständig hungrig. Zu zweit oder mehreren ist sicher unterhaltsamer, aber dauernd brauch ich auch keine Unterhaltung. Und schon gar keine langweilige (mein Haus, mein Auto, meine Yacht – gähn!!!) oder noch schlimmer, meine Wehwehchen und das Leben ist so hart und ungerecht (wo ist der Notausgang und weg).
Beim Alleinreisen und der Reduktion auf kleines Geld und dem damit verbundenen Leben auf einfachem Niveau (5 Monate immer die gleichen Klamotten, die im Rucksack ständig an Geruch gewinnen – und ich glaube misteriöserweise auch an Gewicht – der blöde Rucksack wiegt schon wieder 15 Kilo + dem kleinen mit sicher mindestens 5 Kilo), gewinnen viele andere Dinge eine besondere Qualität. Wenn ich dann jemanden treffe, den ich mag, wird so ein Essen gehen schon was Besonderes (hallo Elena, Theresa, Susanna, Michael, Marina, Sergio, Silvia, Luis, Birgit, Meriyn, Sabine, Cefe …, hab hoffentlich keinen vergessen).
Das alles funktioniert nur, wenn auch zuhause die Unterstützung da ist. Ganz großes Danke an meine Schwester, die alles gemanaged hat, ohne mir Vorwürfe zu machen, dass ich in Familiendingen nicht zurück kommen wollte. Und klar, an meine Kinder, die sich mit freuen, wenn es mir gut geht, obwohl sie vielleicht auch lieber jetzt in der Sonne sitzen würden. Allein? Bin ich gar nicht, nur mal gerade räumlich getrennt. Wie ich jemals wieder Klausuren korrigieren soll? Da denke ich drüber nach, wenn es so weit ist 😉
Noch was zum Alltag:
Ich schleppe immer noch meinen Südamerika Lonely Planet mit mir herum, da ich ab jetzt keine richtige Vorstellung mehr habe, was mich erwartet und was ich sehen möchte. Er ist dünner geworden, weil ich alle Seiten rausreiße, die ich nicht oder nicht mehr brauche. Das Ding hat am Anfang ein Kilo gewogen. Wenn ich jetzt irgendwo angekommen bin, lese ich, was es in der näheren und weiteren Umgebung so gibt.
Wie viele Stunden das mit dem Bus dauert, erfahre ich beispielsweise bei RometoRio. Das ist ne App, die auch so ungefähr sagt, welche Busse fahren, was es kostet und wie lange es etwa dauert. Dann frage ich andere, was es Sehenswertes gibt und plane grob die Richtung. Angekommen versuche ich möglichst frühzeitig das nächste Busticket am Terminal zu bekommen (ganz vorne ganz oben, wenn es sich lohnt). Dann schaue ich, wo ich am nächsten Ziel schlafen kann und buche online. Es lebe die moderne Technik.
Der erste Tag an einem neuen Ort vergeht oft mit dieser Logistik und sich irgendwie mit der neuen Umgebung vertraut machen und einen Supermercado finden. Bin ich irgendwo mehrere Tage, ist das stressfreier. Hier zum Beispiel fahren jeden Tag viele Busse zu meinem nächsten Ziel, Posadas, da kann ich einfach ein Ticket kaufen und einsteigen. Blöd ist die Sache mit der Wäsche, habt ihr schon mal eine Jeans mit der Hand gewaschen, die leider im Original hellblau ist, diesen Zustand aber schon lange verlassen hat, um Dreck aufzusammeln und in die Fasern zu integrieren? Ist eine Mistarbeit und hält dann auch wieder nur für einen Tag. Die Profis reisen in dunkel, da sieht man nicht alles.
So, Ergänzungen und Erfahrungen sind erwünscht. Was sind eure Erfahrungen? Ach ja, heute verzichte ich auf die angebotene Bettwäsche und leg mich im dünnen Schlafsack oben drauf und hoffe, es gibt keine Bettwanzen, hab schließlich mittlerweile genug Mückenstiche angesammelt, brauch in der Beziehung nix Neues mehr.