Lima und die Küstenstraße in den Norden

Lima und die Küstenstraße in den Norden

Vom Flughafen Lima in die Stadt

Ich kann nicht behaupten, dass ich Lima wirklich kennen gelernt habe. Am 7.1. bin ich mit dem Flieger aus Cusco gelandet, der Flughafen ist wuselig, aber lang nicht so schlimm, wie ich ihn mir nach den Erzählungen vorgestellt habe. Er liegt auf der Landkarte in der Stadt, in Wirklichkeit jedoch dauert es mit dem Colectivo eine gute halbe Stunde bis halbwegs ins Zentrum.

Der Ausgang zum Bus ist schon ein Fußmarsch mit dem schweren Rucksack, aber dann sind die Leute an der Bushaltestelle super nett und helfen einem gern weiter, den richtigen zu finden. Viele Touristen stehen hier nicht rum, eigentlich gar keine. Ich war nicht allein, ein Franzose hatte das gleiche Ziel. Allein hätte ich wohl eher ein Taxi genommen, aber er meinte, Backpacker können das ohne teures Taxi. Na gut.

Weg nach San Bartolo ans Meer

Man zahlt im Bus und irgendwann gibt es mit Glück auch einen Sitzplatz, denn die Fahrt ist lang. Die nächste Haltestelle ist am Mali-Museum, dort gabelt einen dann ein weiteres Colectivo auf: San Bartolo – directo. Klingt verheißungsvoll, mit directo ist allerdings nur die Himmelsrichtung gemeint, denn der Bus hält überall so lange, bis er voll ist und so werden inklusive riesigem Verkehr auf der Panamericana aus einer Stunde schnell zwei. Lima nimmt kein Ende, beinahe, überall Märkte für alles und sehr viel „Vorstadtflair“.

Dann kommt langsam das Meer in Sicht, wenn es denn Sicht gibt, sehr oft ist es einfach auch so neblig, dass man gar nichts sieht. Und das geht dann ganz schnell, gerade noch strahlender Sonnenschein – im nächsten Moment hüllen Nebelschwaden alles ein. Rechts also das Meer und links Wüste. Klingt romantisch, ist es aber nicht. Die Küstenorte sind Zuflucht für die Menschen aus Lima und wir haben gerade Wochenende. Wie sich das dann in San Bartolo und Co darstellt, gibt es in dem Beitrag San Bartolo.

Zurück in Lima

Heute, am 11.1.2017 bin ich mit einem Sammeltaxi zurückgefahren, das ging in der Hälfte der Zeit, es mussten nur sieben Leute zusammenkommen, bis der kleine Colectivo losfuhr.

Am Ende war nur noch ich übrig und statt an einer Haltestelle ein Taxi ins Zentrum zu suchen, bot mir der Fahrer an, mich ins Hotel zu bringen. Gesagt, getan – leider wusste er nur so ungefähr, trotz meines Kreuzes auf dem Stadtplan, wo er lang fahren musste. Nach einigem Herumsuchen hielt uns die Polizei an – Kontrolle. Mein Taxifahrer wurde ganz klein, weil mit seinen Papieren irgendwas nicht stimmte. Kurz entschlossen stieg einer der Polizisten ein, denn ich sollte erst abgeliefert werden, bevor ich-weiß-nicht-was dem armen Mann blühte. Er wirkte jedenfalls sehr unglücklich und tat mir höllisch leid.

Schließlich fanden wir das Hotel doch noch. Hotel Paris Lima heißt es und liegt dicht an der Plaza San Martin im historischen Zentrum. Allgemein wird empfohlen, im sicheren Stadtteil Miraflores zu wohnen, ich wollte aber ins alte Zentrum und nicht hundert Stunden Taxi fahren. Das Hotel kostet im Einzelzimmer 21 Dollar und das Zimmer ist groß mit eigenem Bad, ohne Frühstück. Wenn ich zum Rauchen vor die Tür auf die Straße gehe, muss ich den Schlüssel abgeben. Sicherheitshalber. Jetzt, beinahe 22 Uhr, gehe ich auch nicht mehr vor die Tür, fühle mich hier an der Straße nicht sehr wohl.

Historisches Zentrum Lima

Den Tag über bin ich durch Lima gelaufen. Die Plaza de Armas ist wunderschön mit Kathedrale, Museum und Palacio de Gobierno. Auch die Plaza San Martin kann sich sehen lassen und die schnurgeraden Straßen sind von imposanten kolonialen Bauten gesäumt, die allerdings zum Teil dem Verfall preisgegeben werden.

Lima Plaza 2

Wenn man den Touristenfallen entgehen möchte, kann man in einer der Nebenstraßen schauen, wo mittags viel los ist. Für drei bis vier Euro bekommt man dort eine leckere Vorspeise und einen magenfüllenden Hauptgang mit einem nicht näher definierten Getränk. Ich glaube, es war Chicha. Das sind die Restaurants, wo die Einheimischen schnell in der Mittagspause essen.

Lima Plaza 3

 

Lima Gebäude 13

Hier ist Lima freundlich und hübsch. Geht man ein paar Straßen weiter, bricht der Verkehrswahnsinn wieder über einen herein. Alle hupen und drängeln, Fußgänger haben es nicht ganz leicht. Wenn es dunkel wird, steht am Eingang der Restaurants und Kneipen ein Sicherheitsmensch. Die Polizei ist sehr präsent, wie man auch an dem „kleinen“ Fahrzeug auf dem Foto erkennen kann. Dennoch kann ich das Gefühl nicht abschütteln, dass ich als Frau allein hier, und dazu noch offensichtlich Touristin, nicht unbedingt länger bleiben möchte.

Aber meine Lima-Erfahrung ist eben sehr gering. Morgen früh werde ich in den Bus nach Trujillo steigen (10 Stunden, falls mein online gebuchtes Ticket funktioniert).

Straße nach Trujillo an der Küste entlang

12.1.2017

Mein Bus ist Tepsa und sie sagen, sie hätten die modernste Busflotte überhaupt. Na gut, das sagen alle. Aber die Organisation ist perfekt. Nachdem ich beim Frühstück (direkt neben dem Hotel) im allgegenwärtigen Fernsehen gesehen habe, dass auf der Panamericana norte in Puente Piedras die Straße von einem großen Protestmarsch der Einwohner blockiert wird, dachte ich schon, das kann ja heiter werden, da die Panamericana nun mal die Hauptachse ist.

Die Menschen protestieren, weil sie für die Nutzung der Straße jetzt doppelt zahlen sollen. Das ist ein schlechter Witz für ein paar hundert Meter Straße und wenig Verdienst, schlechte Bedingungen und viel Korruption. An der Rezeption im Hotel habe ich eine lange Erklärung (spanisch, schnell) bekommen, die ich halt nur zum Teil verstanden habe, aber mein Mitgefühl gehört den Ausgebeuteten, die hier wenig bis nichts verdienen und dann auch noch abgezockt werden.

Strenge Regeln im Bus 😉

Dann habe ich ein Taxi auf der Straße angehalten (ohne Schild auf dem Dach, wie mir zu spät auffiel, aber alles gut) und es brachte mich sicher durch den Höllenverkehr zur Station von Tepsa. Dort konnte ich mein Gepäck abgeben und in einem Wartesaal sitzen, bis der Bus fast pünktlich kam. Luxus pur, ein Beinahe-Liegesitz mit Decke und Kissen und viel Beinfreiheit. Erste Klasse für 70 Soles (20 Euro) für ca. 10 Stunden Fahrt und fast 600 Km. Essen gibt es auch und gar nicht schlecht. Ein bisschen streng sind sie schon, anschnallen und sitzen bleiben, es sei denn, man besucht das Baño am Ende des Busses. Ein Steward ist an Bord, und endlich habe ich auch mal Inca-Kola probiert, sieht aus wie, na eben sehr gelb, und schmeckt nach Chemie.

Dann irgendwann hört Lima tatsächlich auf, wir sind die Küste entlang gefahren, keine Panamericana, aber einfach nur genial, wenn es mal Licht gibt. Links der Pazifik, rechts erst Wüste, dann Anden.

Der phänomenale Sonnenuntergang treibt einem die Tränen in die Augen, sowas von rot! So ist es aber nur bei Vollmond, jedenfalls hab ich das so verstanden.

Um zehn Uhr abends war ich dann in Trujillo, Taxi ins Hostel und fertig. Das Hostel hat erst vor zwei Wochen aufgemacht, ist direkt an der Plaza de Armas, ich habe ein Doppelzimmer für mich, weil wenig Gäste, mit einer kuscheligen Bettdecke. Vorher war es ein Restaurant und die beiden Waschräume sind nicht ganz so toll, aber egal. Bei so wenig Gästen spielt das keine Rolle.

Lustig finde ich, dass in ganz vielen meiner Unterkünfte die Kissen hart wie Stein sind – nicht übertrieben. Heute Nacht schlafe ich mit meinem aufblasbaren Nackenhörnchen, sonst fällt mir der Kopf ab. Das Hostel heißt Enkanta Hospedaje und ich mach mal Werbung, hat es echt verdient.

Cookie Consent mit Real Cookie Banner