
Machu Picchu
Von Machu Picchu Dorf in die Berge
Angekommen an einem Traum, der fast so alt ist wie ich selbst. Das ist schon eine komische Sache, so viele Jahre wollte ich nach Machu Picchu und jetzt ist es tatsächlich soweit. Der Weg ist etwas mühselig, selbst wenn man nicht den Inkatrail geht. Erst fährt man mit der Bahn (Peru-Rail oder Inca-Rail) bis Aguas Calientes und dann von dort mit dem Bus (hin und rück 24 Dollar) bis Machu Picchu hoch oder läuft. Geht auch. Aguas Calientes liegt phantastisch zwischen den Bergen, der Urubamba rauscht jetzt in der Regenzeit mit richtig Lärm durch das Dorf, was eigentlich ein großes Hotel mit vielen Restaurants und Geschäften ist.
Gute Unterkünfte sind schwierig zu finden
Ich wollte nicht gerne in einer nicht so schönen Unterkunft landen und hab ein teures Hotel genommen (Adelas Hostal für 46 Dollar), geholfen hat es nicht viel. Wirklich gute Unterkünfte sind wahrscheinlich nochmal doppelt so teuer. Egal, war eh eine kurze Nacht. Das Frühstück gibt es hier überall sehr früh, da der erste Bus um fünf Uhr morgens hoch fährt. Seit Kathrin im Krankenhaus lag, mag ich auch keine Eier mehr, also liebloses Brötchen mit Marmelade und Tee.
Jede Menge Serpentinen durch die mystische Bergwelt
Um sieben war ich im Bus. Schon die Fahrt über reichlich Serpentinen nach oben ist unglaublich, weil rechts und links die steilen Bergkegel aus den Wolken in den Himmel ragen, diese Berge haben es mir wirklich angetan. Dunkelgrün, mit Nebel- bzw. Wolkenschwaden, mal sichtbar, dann wieder direkt verdeckt. Dabei fährt der Bus über die Schotterstraße eine Serpentine nach der anderen mit kurzem Blick in den Abgrund – ich hätte wirklich heulen können, weil ich endlich da bin. Neben mir eine genauso hingerissene Amerikanerin, die den Weg den zweiten Tag macht, weil sie nicht genug kriegen kann.
Oben angekommen liegt da zunächst die sündhaft teure Sanctuary Lodge (hab mal nachgeschaut, die Übernachtung fängt bei 830 Dollar an, knapp zu teuer). Dahinter liegt der Eingang zum Gelände und ab da geht es (Inka eben) immer steil bergauf. Schon der erste Blick auf Machu Picchu ist atemberaubend, genial wie die kleine Stadt am Berg klebt und vor allem, wie viel erhalten ist.
Machu Picchu Montaña
Da ich ja das Ticket für den Machu Picchu Berg habe, gehe ich also Richtung Sonnentor und dann weiter bergauf. Ein weiterer Eingang zum Bergpfad, an dem man sich wieder mit Namen, Passnummer und Zeit eintragen muss, denn nach drei Stunden muss man wieder unten sein und raus. Bei so vielen Besuchern geht es nicht anders.
Zunächst ist der Weg ein Weg, das ändert sich aber schnell. Das erste Drittel besteht aus überwiegend noch angenehmen Stufen, die dann langsam aber sicher steiler und schmaler werden. Zwischendurch hat man eine schöne Sicht auf die Ruinen – wenn die Morgenwolken (Regenzeit halt) sich kurz verziehen.
Dann wird es gelegentlich auch auf den schmalen Stufen neben einem ziemlich abgründig (meine Höhenangst lässt grüßen!). Es sind noch nicht so viele hier unterwegs und der Aufstieg macht Spaß. Zwischendrin legen bis auf wenige ganz Sportliche die meisten die ein oder andere Pause ein.
Am Ende habe ich dann doch fast aufgegeben, als es mit den Abgründen neben mir heftiger wurde. Ein Paar, das mir entgegen kam, meinte aber, es wären nur noch ein paar Meter und danach wieder besser, also habe ich meine Augen fest auf den Weg geheftet und nicht nach unten geschaut und bin dann auch wirklich oben angekommen. Belohnt wird man mit einem traumhaften Blick rundum.
Der Weg wieder runter ist wegen der endlosen Stufen auch mühsam, aber es lohnt sich auf jeden Fall. Ich habe es so genossen, mal wandern zu können, ohne dauernd darüber nachdenken zu müssen, ob es auch sicher genug ist.
Machu Picchu Rushhour
Das Sonnentor habe ich nicht mehr besucht. Irgendwie bin ich dann Stück für Stück in die Menge geraten, die sich auf Einbahnwegen durch Machu Picchu schiebt. Der Vorteil ist, ich brauchte keine Führung. Die gab es in Englisch und Spanisch an jeder Ecke, einfach dazu stellen reicht.
Im Verlaufe des Vormittags wurde es dann immer voller und daher auch schwieriger, den Ort zu erfühlen. Einmal in die Einbahnstraße geraten, hat man auch ziemlich verloren. Vor allem, wenn man wie ich zu spät erkennt, dass man damit zielsicher wieder am Ausgang landet, ohne für alles Zeit zu haben. Was ich auch erst später erfahren habe, ist, dass man mit dem gleichen Ticket mehrmals hinein kann.
Mittlerweile war es super heiß und ich war total alle. Außerdem war für mich das Beste an allem, den Weg nach oben zu klettern und der Gesamtblick auf Machu Picchu.
Manches ist einfach auch nur traurig. Zum Beispiel hat einer der Guides erklärt, dass ab nächstem Jahr (keine Ahnung, ob er 2017 oder 2018 meinte) die Besucherzahlen nochmal ganz drastisch reduziert werden sollen. Der Grund ist simpel. Was kein Erdbeben schafft, schaffen 7.500 Besucher täglich – die Ruinen ins Wanken zu bringen. An manchen Stellen sind die Schäden schon deutlich sichtbar, mal ganz abgesehen davon, dass der Berg sowieso etwas ins Rutschen kommt.
Machu Picchu ist mehr wert als nur ein Haken auf der ‚Hab-ich-gesehen-Liste‘
Von den 7.500, die täglich kommen, ist mindestens die Hälfte eh am falschen Platz: mitten in den Ruinen fangen sie an, „wichtig“ zu telefonieren. Selfie-Mania allenthalben. Nur herkommen, um etwas auf der Liste, „muss man gesehen haben“, abzuhaken, ist für mich keine Motivation. Vor und nach den Besucherströmen ist der Ort sicher verzaubernd und mystisch, dazwischen weniger. Mystisch fand ich vor allem die Berge im Dunst und ohne Wolken, ich glaube, solche gibt es nur hier in Peru und ich hätte noch stundenlang sitzen und schauen können.
Mittags fing es dann pünktlich an zu regnen und ich habe mich in die Schlange für den Bus nach unten eingereiht. Der Inka-Trail ist sicher die bessere Alternative, um diesen Ort zu erleben, aber ich habe keinen beneidet (höchstens ein bisschen), der beim täglichen heftigen Regen und den kalten Nächten im Zelt unterwegs war. Das ist was für Hartgesottene.
Der Weg über Hidroelectrica
Mittlerweile gibt es auch die Alternative, mit einem Auto über unbefestigte Straßen bis Hidroelectrica (andere Seite Berg) zu fahren, ohne Bahn und Bus, und von dort zu laufen. Hier sind viele im Geschäft, die ohne Lizenz und Führerschein unterwegs sind. Ein Pärchen hat mir erzählt, dass diese Tour für sie mit einigen Stunden Aufenthalt bei der Polizei verbunden war. Es wird davor gewarnt, diese Alternative zu wählen (ist auch deutlich billiger), weil die Straßen halt gerade in der Regenzeit gerne auch mal abrutschen.
Am Abend war ich wieder im ruhigen Ollantaytambo, dankbar, Aguas Calientes hinter mir zu lassen und dankbar für den Ausflug in die magischen Berge.