Milongas in Buenos Aires

Milongas in Buenos Aires

Die Qual der Wahl bei den vielen Milongas 😉

Die Auswahl an Milongas ist riesig und am einfachsten findet man sich mit der Hoy Milonga App zurecht. Da sind die meisten Veranstaltungen mit Uhrzeit und Stecknadel auf dem Stadtplan aufgelistet.

Es gibt Traditionelles, Practica, Open Air und Moderneres. Zunächst fand ich das sehr verwirrend, dass die gleiche Veranstaltung, wie zum Beispiel Cachirulo, an verschiedenen Orten stattfindet und verschiedene Veranstalter nicht nur im El Beso, sondern auch im Obelisco sind.

Meine Auswahl an Milongas ist unvollständig und hat sich danach gerichtet, wer so wohin geht, und manchmal bin ich auch auf eine Empfehlung hin allein losgezogen. Und obwohl es Milongas wie Sand am Meer gibt, trifft man nach einer Zeit lang doch sehr häufig die gleichen Gesichter, Einheimische wie Touristen. Hin kommt man zum Beispiel mit der Subte ein Stück weit, wenn es vor 22 Uhr ist; oder mit dem Bus, wenn man weiß, welcher, wo er abfährt und – ganz wichtig – wo man aussteigen muss. Ansonsten stellt man sich an die Straße, wartet 2 bis 3  Minuten und hält ein Taxi an. Meistens habe ich so zwischen 60 bis 150 Pesos bezahlt, was etwa 4 bis 9  Euro sind. Klingt nach nix, aber 2 mal Taxi fahren, Eintritt meist auch so um die 100 Pesos plus ein Getränk – das alles dann fast jeden Abend…

El Beso

Ich fang mal mit dem El Beso an, war meine erste Milonga direkt an meinem ersten Tag hier und schon sehr speziell 😉

Wie schon erwähnt, wird man hier, wenn Männer und Frauen getrennt sitzen, von Hector an die Hand genommen und zu einem Platz geführt. Der Vorteil der Trennerei ist, dass (fast) alle mehr herumschauen, mit wem man denn noch so tanzen könnte; der Nachteil ist, dass ich die ganze Zeit innerlich lachen musste über das Zeremonielle dieser Veranstaltung.

Das El Beso ist nicht besonders groß, aber sicher eine Institution. Lustig ist, dass alle versuchen in der Außenbahn zu tanzen, was zu einem ziemlichen Tänzerstau führt; aber der Porteño, mit dem ich getanzt habe, meinte, innen sei nur für Anfänger. Also drängeln sich alle außen und die Tanzschritte passen auf ein Gästetuch.

Bei einer anderen Gelegenheit meinte ein anderer Porteño übrigens, es sei genau umgekehrt, nur die Profis tanzen in der Mitte. Wie auch immer – ist auf jeden Fall einen Besuch wert.

El Beso Milongas

Was bei fast allen Veranstaltungsorten gleich ist – man läuft schnell dran vorbei, denn es gibt oft maximal einen Mini-Schriftzug, der einem sagt, dass man da ist. Da ist die Hausnummer schon mal ziemlich hilfreich.

Cheek to Cheek

So auch beim Cheek to Cheek. Hier findet zumeist eine Practica statt, d.h. man kann üben und es ist zwar wie eine Milonga, aber viel entspannter und unkonventioneller. Es gibt hier kaum Cortinas und wenn man nicht mehr will, sagt man freundlich Muchas Gracias und geht an den Rand. Sonst ist es schon so, dass es streng eingehalten wird: eine Tanda und in der Cortina Tschüss. (Für meine Nicht-Tango-Freunde: eine Tanda sind ca. 3 o 4 Tänze, dann gibt es eine Zwischenmusik, bei der die Paare sich neu zusammenwürfeln, Cortina genannt). Im Cheek to Cheek sind viele Jüngere und der Tanzstil ist entsprechend 🙂 Wie zuhause gehört einem der Stuhl genau so lange, wie man drauf sitzt, aber wer will schon auf  Milongas sitzen.

Yira Yira

 hoy milonga app 3findet in einem großen alten Raum statt, jeder sitzt wo er mag und es gibt häufig – wie auf fast allen Milongas – eine Show mit einem guten Tanzpaar. Anders als bei vielen Shows bei uns tanzen sie einfach 3 oder 4 Tänze, Tango eben und keine Akrobatik, was ich persönlich sehr schön finde. Das überdrehte Showtanzen ist ja vielleicht beeindruckend, aber ich schau mir lieber ein Paar an, das Tango mit Gefühl tanzt. Das Alter ist hier gemischt, mit leichtem Überhang zu weißen Haaren 🙂

Yira Yira

hoy milonga app 4La Catedral

Da war ich nur einmal, denn der Boden ist die Vollkatastrophe, zwar Holzdielen, aber so uneben, dass man die Absätze am besten gar nicht auf den Boden setzt und schöne Schritte sind bei den tausend Stolperfallen kaum drin. Dafür hat der Saal umso mehr Ambiente. Am schönsten war hier die Practica vor der Milonga, im Raum nebenan, so eine Art Küche oder Rumpelkammer. Nur junge Leute, die beim Tanzen richtig Gas geben. Wir waren kaum da und noch keine Schuhe an den Füßen, da wurden wir schon aufgefordert und haben jede Menge Spaß gehabt. Nach Mitternacht sind wir dann in den großen Saal zur Milonga und der Spaß war vorbei. Nicht nur die Dimensionen machen den Augenkontakt schwierig, es war auch nahezu dunkel, nur was für Fledermäuse. Also, anschauen auf jeden Fall, gelegentlich gibt’s auch Konzerte und tanzen auf der Practica 🙂

Milongas Musik

Practi-Bomba:

Eine Practica in Palermo, also nah 🙂 und befindet sich im 2. Stock der Armenia 1744. Beim Reinkommen dachte ich, ich hätte mich verlaufen und wäre in einer Disco gelandet. Anfangs ist das Publikum gemischt und man kommt gut zum Tanzen. Später sind feste Paare unterwegs, aber nach 2 Uhr hatte ich auch kein Problem, nach Hause zu laufen.

Milongas Buenos Aires

Marabú

hoy milonga app 6Jetzt mal wieder sehr besonders traditionell

 

 

 

Milongas Marabu

Die Tanzfläche ist klein, aber im hinteren Bereich gibt es noch eine weitere. An der Tür wird man freundlich begrüßt  Rezeptionist
und bekommt einen Tisch zugewiesen. Das Publikum ist fast ausnahmslos älter und die Atmosphäre ist ziemlich schräg, wie bei einer Zeitreise in die Vergangenheit. Auch hier gibt es die obligatorische Discokugel an der Decke und Newcomer werden gern zum Tanzen aufgefordert. Ich tanze schon gerne mit den älteren Milongueros, aber viele von iHenn haben irgendwann mal gelernt, dass man seine Partnerin führt, indem man sie so in den Arm nimmt, dass sie atemlos und mit gequetschten Rippen endet. Hier war es auch sehr voll und deshalb beschränkte sich das Tanzen auf Trippelschritte, um möglichst sonst keinen zu verletzen.

freundlicher KellnerDer nette Kellner hat mir gleich den ganzen Laden gezeigt, ausnahmsweise hatte ich auch mal die Kamera dabei, deshalb sind die Fotos etwas schärfer. Beim Tanzen bleibt das ganze Equipment unbeaufsichtigt am Platz liegen, alos habe ich ganz oft weder Handy noch Kamera mitgenommen.

Ein ziemlich bekanntes Orchester hat gespielt, die Musiker sind alle schon ziemlich betagt, aber die Musik war sehr schnell 🙂

ältere Herren

Susanna

Obelisco

hoy milonga app 10Im Obelisco war ich zweimal. Beim ersten Mal war es das traditionelle Ding mit Frauen und Männern getrennt und meine Versuche, mit irgendeinem Mann Blickkontakt aufzunehmen, scheiterten weitgehend, da die Tanzfläche zwischen uns war. Kennt man dann keinen, ist es extrem schwer, überhaupt ans Tanzen zu kommen.

Beim zweiten Mal waren wir zur Nachmittags-Milonga um 18 Uhr und sind auch nicht lange geblieben. Lohnt sich meiner Meinung nach kein Stück, es ist einfach ein Mythos, dass alle Argentinier gute Tänzer seien 🙁

Wo die Einheimischen zum Tanzen gehen: Club Morán

hoy milonga app 7Auf Empfehlung bin ich bis ans Ende der Welt in den Club Morán gefahren. Als das Taxi mich in der unbelebten Seitenstraße absetzte, fragte ich mich schon, wie ich von hier jemals wieder zurückkomme. Aber es war den Aufwand wert. Beim Reinkommen wurde ich bereits wie die verlorene Tochter begrüßt, obwohl ich glaube, dass die mich einfach mit jemandem verwechselt haben. Der Club ist eine Sporthalle, die 2 mal im Monat für Tango hergerichtet wird, es gibt sogar eine kleine Bühne für ein Orchester. Es war brechend voll und dann setzte sich auch noch eine Frau neben mich, die mich wie eine alte Bekannte begrüßte und irgendwie war es auch so, da wir uns zumindest vom Sehen aus Wuppertal kennen.

Hat viel Spaß gemacht und nach Hause bin ich auch irgendwie gekommen. Es lohnt sich, auch mal dahin zu gehen, wo die Porteños mit viel guter Laune und wenig Getue Tango tanzen.

 Villa Malcolm – ZUM

hoy milonga app 8Da waren wir zum Unterricht mit anschließender Milonga. Mal was zum Thema Unterricht: Man kann allein hingehen, denn es wird auch immer viel Technik gemacht, der Unterricht geht in rasendem Spanisch und gelegentlichem Englisch – je nachdem wer teilnimmt. Ich habe nicht viele Stunden genommen, obwohl es in Gruppen super preiswert ist. Am besten hat es mir im Lunallena gefallen, mit Leandro, Adriana und Danielle, die an drei Abenden kommen und mit denen arbeiten, die da sind oder von draußen dazukommen. Figuren sind meiner Meinung nach eher witzlos ohne festen Tanzpartner, aber alle schauen genau auf Haltung und Füße und den ganzen Kleinkram, den man im Laufe der Zeit sich so falsch angewöhnt hat.

hoy milonga app 9

La Viruta

In der Villa Malcolm sind wir dann auch nicht lange geblieben, sondern ins La Viruta gewechselt, ist in Palermo, mal wieder in der Armenia und die „Absackermilonga“, denn bis 24 Uhr gibt es da Unterricht, Rock’n’Roll Roll, Salsa und ich weiß nicht was. Danach beginnen die Milongas, aber vor halb 2/2 Uhr morgens geht es erst gar nicht richtig los. Hier habe ich auch das Orchester gehört, das im Bild oben auf der Seite zu sehen ist, die waren vielleicht mal gut! Am meisten Spaß macht es einfach zu Live-Musik zu tanzen, doppelt, wenn das Orchester so gut ist 🙂

La Viruta Eingang

La Viruta Konzert

La Viruta Armenia

So, jetzt hab ich mich müde geschrieben – feel free zu kommentieren und zu ergänzen!

Eine noch: La Milonguita

hoy milonga app 11 Wieder in der Calle Armenia, was ich gut finde, weil nicht so weit weg. Sie findet in einem alten Theater statt, ein schöner großer Saal mit mittelgutem Holzboden. Für die Milongas wird alles freigeräumt, man sitzt eng gedrängt, zumindest so bis Mitternacht, wenn es dann leerer wird, denn diese Milonga geht nur bis eins.

Es sind überwiegend ältere Jahrgänge unterwegs, die dafür aber jede Menge tanzen, gerne auch mit Frauen aus dem fernen Europa 😉

Ein Gedanke zu „Milongas in Buenos Aires

  1. Liebe Heide,
    das ist ja – für mich jedenfalls – eine ganz neue Welt, die uns da in deinem Milonga-Bericht beschreibst. Schon verrückt, was es alle so gibt rund ums Tango-Tanzen. Am besten hat mir ja das Betagte-Herren-Orchester gefallen. Aber vielleicht ist das auch ein anderer Umgang mit dem Alter, ein anderes Einbeziehen (und nicht Ausspucken) ins soziale Leben.
    Viele Grüße, Claudia

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