
Parque National Los Alerces (Esquel)
Tour zu den riesigen Los Alerces
Morgens um acht steht der Minibus vor der Tür, sogar überpünktlich. Nachdem alle Teilnehmer des Ausflugs eingesammelt sind, geht es ca. 1 Stunde Fahrt von Esquel in den Nationalpark Los Alerces.
Mein Ziel ist der „Abuelo“ (Großvater), der sich diesen Namen mit dem Alter von etwa 2.600 Jahren wohl verdient hat. Los Alerces (Lärchenart) sind eine bedrohte Baumart, es gibt sie nur hier in den Anden und in Asien. Sie haben eine lustige Rinde und sie werden breit, sehr hoch und außerdem uralt. Die ältesten sollen sogar über 4.000 Jahre alt sein – unvorstellbar.
Die Tour verläuft ähnlich wie die zum Tronador. Es wird ausschließlich spanisch gesprochen, bis auf die Brasilianerin, die mit mir französisch spricht, weil sie mit einem Mann aus der französischen Schweiz zusammen ist. Erst fahren wir über die Landstraße Richtung Los Alerces, dann Schotterstraße – erst an einem See, dann am Fluss, dann am nächsten See entlang. Unfassbar schön. Es sind alles Gletscherseen, sehr tief, sehr kalt, super klares Wasser und unglaublich sauber.
An einer Stelle hing ein großer Regenbogen über dem Wasser, aber Pausen zum Fotografieren gab es diesmal keine, deshalb nur ein mieses Bild aus dem Auto.
Mit dem Boot über den Lago Menéndez
Am Ende stiegen wir aus, um über eine Hängebrücke (ich weiß, warum ich geübt habe mit so was) über den Fluss zum See zu kommen. Mit einer Barkasse sind wir anschließend eineinhalb Stunden zum anderen Ende gefahren, um den Großvater und verschiedenes anderes zu besuchen. Die Gegend ist völlig menschenleer bis auf die paar Ausflügler, übrigens fast ausschließlich Argentinier um diese Jahreszeit.
Schauen und nochmal schauen
Wenn ich schon am Nahuel Huapi, dann noch mehr am Lago Puelo sprachlos war, wurde das hier nochmal extrem verstärkt. Es war saukalt, aber sonnig und ich konnte mit allem, was ich an Kleidung dabei habe, auch draußen sitzen und schauen. Und schauen und nochmal schauen. So viel Schönheit und unberührte Natur hauen einen – neben dem Wind (hab ich schon den Wind erwähnt, der hier zumeist erbarmungslos weht?) fast aus dem Boot.
Eiskalt erfroren sind wir dann über einen angelegten Info-Pfad mit Erklärungen der Guides und auf Schildern durch die Gegend gelaufen. Es gibt riesige Bäume zu bewundern (Coihue und Los Alerces). Daneben wachsen hier auch Cañas Coihue, die aussehen wie Bambus, aber keiner sind (innen nicht hohl und unglaublich groß). Einmal im Leben geben sie ihre Samen ab und sterben dann.
Dazu immer das Wasser im Blick, das in dunklen Blautönen oder auch mal grün schimmert. Dahinter die Kulisse eines riesigen Gletschers oder sanfter bewaldeter Hügel. Und von all dem gibt es so viel! Nicht mal nur einen See, um den sich alle drängeln, mit Buden und Geschrei, sondern viele (allein in diesem Park etwa 40) Seen. Einer so schön wie der andere. Die Wälder sind urtümlich, nur wo die Gruppen lang geführt werden, gibt es angelegte Wege. Hier kommt auch keiner einfach so rein, nicht nur wegen der Pumas, die sich hier auch wohl fühlen.
Am Ende waren wir drei verschiedene Gruppen, vielleicht 30 Personen oder etwas mehr. Schließlich sind wir ein Stück vom Boot aus zusammen zurückgelaufen. Shit happens, habe meine Gruppe verloren und bin dann einfach mit der anderen zur Hängebrücke zurückgelaufen, über die ja alle müssen. Und dann waren auch alle weg, außer mir. Ist schon ein seltsames Gefühl, ohne Telefon (kein Netz) plötzlich in der Einsamkeit zu sitzen und darauf zu hoffen, dass die eigene Gruppe nicht ohne mich losgefahren ist. Bis zur nächsten warmen Hütte hätte ich mal schön weit laufen können. Aber dann tauchten sie nach einiger Zeit doch auf und ich war irgendwie sehr froh 🙂