
Sonntags in Taganga am Meer
Abendstimmung
Ich sitze in einer kleinen Cafeteria in Taganga und warte auf den spektakulären Sonnenuntergang über dem karibischen Meer. Es ist halb sechs, noch eine kleine halbe Stunde, dann ist sie weg. Am Strand entsteht Betriebsamkeit, die Leute der Tauchschulen kommen mit ihren altersschwachen Jeeps und holen ihr
Equipment und die Boote ab. Eines kurvt genau vor meiner Nase herum, bis es endlich in die schmale staubige Straße einbiegen kann.
Touristen…
kommen von den Stränden, vor allem jüngere, so um die zwanzig bis dreißig Jahre alt. Einige ältere Paare sind ebenfalls unterwegs, die Ausländer erkennbar an kurzen und langen Shorts, die jungen ohne T-Shirt und in FlipFlops oder barfuß. Die älteren tragen eher Sandalen. Neulinge schimmern weiß, die hier irgendwann mal Hängen-Gebliebenen haben meist wilde Rasta-Frisuren, Tattoos und einer kommt vorbei mit Piercings in den Brustwarzen. Autsch. Dann einer, den ich nicht direkt anschaue, denn er ist entweder betrunken oder völlig zugekifft, er spricht laut und aggressiv mit sich selbst und schaukelt dann vorbei.
Einige ausgemergelte Männer sammeln aus dem Müll Plastikflaschen und fischen nach anderen brauchbaren Sachen. Mir gegenüber ist ein Stand für Jugos Naturales, an der Seite hat die Frau eine Wasserschüssel, in der sie den Mixer reinigt. Wo sie neues Wasser herbekommt, weiß ich nicht, muss eine schöne Brühe sein am Ende des Tages.
Backpacker…
mit müden Gesichtern ziehen vorbei, zumeist junge Paare. Sie sind auf der Suche nach einem Hostel und einer Dusche nach einer vielleicht langen Busfahrt. Alle sind gleich ausgestattet, schwerer Rucksack hinten, kleiner Rucksack oder Tasche vorne, kurze Hose, Shirt, Flip Flops. Wenn gelegentlich ein Windstoß kommt, wirbelt er den Staub der ungeteerten Seitenstraßen auf und in einer Wolke an meinem Saft vorbei. Ich halte mein Glas dann mit der Hand bedeckt, damit es nicht später zwischen den Zähnen knirscht. Mitten auf der Straße liegt einer der vielen streunenden Hunde, wenn ein Auto oder Motorrad kommt, bewegt er sich gemächlich weg.
Auf den Mauern hinter der Straße am Strand setzen sich viele hin, um den wirklich sehenswerten Sonnenuntergang zu beobachten. Die Sonne geht genau in der Mitte der Bucht unter, davor schaukeln Segel- und Fischerboote, wie eine kitschige Postkarte.
Von überall her kommt Musik, Trommeln, das übliche Gedudel, Salsa-Rhythmen und alles zusammen ergibt schon eine bunte Mischung.
Taganga lebt im Wesentlichen an der Strandstraße, ein Restaurant am anderen und davor eine Reihe mit Palmwedeln gedeckter Hütten, ebenfalls Restaurants.
Taganga und seine Strände
Die Bucht ist klein, wenn man langsam schlendert, ist man in 10 Minuten am anderen Ende. Mein Hotel (jajajaja, aber kleines Geld und großer Luxus im Casa d’mer) liegt am Hügel zur nächsten kleinen Bucht. Dahin soll ich jedoch nicht alleine zu Fuß laufen, obwohl es höchstens 10 Minuten Weg sein können. Im Moment ist zwar viel Polizei im Einsatz, weil gerade Wochenende ist. Jedoch ist gerade dieser kleine Weg auch der beliebteste Platz für Überfälle. Nach der kleinen Bucht gibt es noch eine weitere, zu beiden fahren Boote für einen Euro und holen einen auch wieder ab.
Hinter der einen, teilweise geteerten Straße liegt das Dorf. Im Dunkeln ist es besser nicht zu besuchen und im Hellen auch nicht so wirklich.
Taganga war ein einfaches Fischerdorf, das durch den Tourismus zu schnell gewachsen ist. Der „Kuchen“ gibt jedoch nicht für alle was her, so dass es eine ausgeprägte Kriminalität gibt. Ich bin auch immer wieder überrascht, wie viele Drogen hier überall im Spiel sind, denn damit sollte man sich nicht erwischen lassen. Oder genug Geld dabei haben, um sofort eine „Strafe“ in bar zu bezahlen.
Wenn ich das Treiben so beobachte, kann ich mir gut vorstellen, dass es früher jede Menge Piraten gab. Machte hier sicher auch mehr Spaß als in der kalten Nordsee. Das Leben scheint entspannt, mittags sowieso, da ist es für alles zu heiß, alle gehen langsam, bleiben stehen, quatschen ein bisschen, trinken irgendwas im Schatten. Die Touristen starren die Einheimischen in ihrer Aufmachung an und umgekehrt. Auch wenn Taganga als Ort eine Fehlplanung durchlebt, so liegt es doch bilderbuchartig zwischen den wüstenartigen Hügeln und das Meer ist in allen Farben blau.
Stromausfall…
Tags wie nachts, vielleicht gerade jetzt, weil Wochenende ist, ist es laut. Tags etwas weniger, wenn es dunkel wird, wird es auch lauter. Aus vielen Restaurants und anderen Quellen schallt Musik in Konkurrenz zueinander. Nur gerade jetzt nicht mehr – ich bin mittlerweile wieder im Hotel – Hängematte 🙂 – denn soeben ist der Strom ausgefallen und der ganze Ort liegt in Dunkelheit. Auf meiner Terrasse gibt es eine Notlampe und in einem der Hotels ebenfalls. Im Hintergrund kann ich aber hören, wie ein paar Generatoren anfangen zu laufen, vereinzelte Menschen kommen vorbei und leuchten sich den Weg mit ihrem Handy.
… und kurze Stille
Bin ganz froh, dass ich nicht gerade im Ort bin und alleine durchs Dunkle zurück muss. Wenn die Motoren im Irgendwo nicht wären, wäre es völlig still und man könnte das Meer hören, oder den Wind oder andere Geräusche der Nacht. Aber schon ist die Beinahe-Stille wieder vorbei, denn irgendwoher kommt Musik, vermutlich gibt es hier häufiger Stromausfälle.
Nach zwei Tagen verlasse ich jetzt Taganga wieder und ich war außerdem auch zu faul, mit dem Boot in die nächste Bucht zu fahren. Nachdem ich an so vielen schönen einsamen Stränden war, lockt mich nichts mehr, in einer großen Menge Leute im heißen Sand zu liegen. Das finde ich nach einiger Zeit sowieso langweilig. Dann lieber auf der hübschen Dachterasse im Schatten in der Hängematte 🙂